SoDenktEinMann – Research
Weil eine glückliche Beziehung kein Zufall ist, sondern das Ergebnis von fundiertem Wissen.
Ich arbeite nicht mit Vermutungen, sondern mit Erkenntnissen. Jeder einzelne Tipp, jede Methode, die ich vermittle, ist das Ergebnis intensiver wissenschaftlicher Auseinandersetzung mit der Frage, wie Partnerwahl heute wirklich funktioniert.
Früher habe ich dazu alle verfügbaren Studien ausgewertet. Heute lasse ich als Geschäftsführer der Sunset in Paradise Media GmbH selbst forschen.
Denn nur wer versteht, wie die Partnerwahl wirklich funktioniert, kann Frauen helfen, echte Verbindungen zu schaffen und eine glückliche Beziehung zu erreichen.
Marc Sean Krajnyak
Systemischer Dating Coach
Geschäftsführer Sunset in Paradise Media GmbH
Gründer der SoDenktEinMann Akademie
Studienleitung:
Dr. Verena Kopp
Dr. rer. pol. (Wirtschaftswissenschaften) Master Soziale Arbeit (Schwerpunkte Gesundheitsförderung, Inklusions‒Integrationskonzepte)
DGCC‒zertifizierte Case‒ und Care‒Managerin (Deutsche Gesellschaft für Case‒ und Care‒Management)
Die Welt ist im Wandel, ebenso das Konzept von Familie und Paarbeziehung als Lebensform. Zu begreifen, wie genau sich ein "in Beziehung gehen" in Zeiten von Individualisierung, Globalisierung und Digitalisierung vollzieht, hat mich zum Studiendesign motiviert. Das Ergebnis der gegenstandsbezogenen Theorie gibt Aufschlüsse diesbezüglich und kann, im Rahmen der Handlungsimplikationen, jungen Menschen durch die Arbeit am eigenen Selbstwert helfen, die für sie geeignete Art und Weise des "in Beziehung Gehens" zu finden ohne sich selbst dabei aufgrund der Optionsvielfalt und Risiken zu verlieren. Das motiviert mich auch zu weiteren Forschungen in diesem spannenden Feld.
Die (Neu-) Definition von (gesellschaftlichen) Dating-Settings
Eine qualitative Studie über die Veränderung und Spezifizierung des Dating-Verhaltens und gesellschaftlicher Dating-Strukturen unter Berücksichtigung des Fortschreitens von Industrialisierung/Technologisierung/Digitalisierung.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung, Problemaufriss, Studienlage und Grundfragestellung
2 (System-) Theoretische Klammer zwischen Liebe und Passion Amour
3 Forschungsmethode, Methodologie und Design
3.1 Teilnehmende Beobachtung
3.2 Dokumentenanalyse
3.3 Kurzinterviews und Chatverläufe
4 Sampleinformationen
5 Ergebnisschau
5.1 Dating-Mindset
5.2 Kategorisierung männlicher und weiblicher Dating-Partner
5.3 Das erste Date-Setting
6 Zusammenfassender Abschlussbericht: Fallvignette, Dating-Typen, Theoriemodell
7 Handlungsimplikation für die Praxis von Systemakteuren
8 Literaturverzeichnis
9 Anhang: Proband*innen-Tablet
1

Einleitung: Problemaufriss, Studienlage und Grundfragestellung
Seit dem Bestehen von Dating-Apps hat sich das Kennenlernen und Kontaktieren im zwischenmenschlichen Kontext revolutioniert. Immerhin 24 Prozent aller Befragten im Jahr 2023 haben sich online kennengelernt. Der frühere Platz Nummer 1 war das Kennenlernen beim Ausgehen (Bar, Disko, Party) und wird heutzutage nur noch von 11 Prozent der Studienteilnehmenden als Favorit genannt.
Immerhin 24 % lernen sich noch persönlich, jedoch über Freunde und Bekannte, quasi zufällig kennen.
Vgl. Graefe (2024): Das Sample ist mittelmäßig repräsentativ, da die Zahl der Befragten 607 Personen in Deutschland umfasst. Das Sample deckt sich jedoch mit Vorgängerstudienergebnissen.
Immer wieder ploppt im Kommunikationsgeschehen dieser Zeit auf, dass
  • Dating seit der Erfindung von Dating-Apps oberflächlich und unverbindlich ist.
  • im World Wide Web viele Personen mit psychischen Störungen eine(n) Partner*in suchen.
  • männlich gelesene Personen sich eher sehr selten binden möchten, zugleich aber durchaus sexuell interessiert sind.
Diese Thesen basieren auf der Recherche diverser Instagram-Chanels im Abgleich mit den Ergebnissen von Gruppen weiblich gelesener Personen in Gruppendiskussionen. S. Kapitel Sample-Informationen.

Sätze wie:
  • „Ich glaube, die Männer wollen sowieso alle nur das Eine!“
  • „Wir haben uns lange Zeit getroffen, aber er möchte keine Beziehung.“
  • „Ich vertrete die Meinung, seit Männer Online-Dating nutzen, haben sie es gar nicht nötig, eine feste Partnerin zu wollen.“
  • „Ich glaube, viele der Typen heute sind einfach nur psychisch krank. Manche wollen sich nicht binden und andere sind total verzweifelt mit sich und ihrem Leben.“
Vgl. bspw. Bumble (2023), Binder et al. (2022.)
haben das Forschungsteam dazu motiviert, diese Black-Box zu untersuchen.
Die Berichterstattung darüber, dass sich das Dating-Verhalten seit der Kommunikation über das Internet und Soziale Medien verändert hat, ist aus soziologischer Perspektive als eher dürftig einzustufen. Zwar werden neue Kommunikationsformen aufgezeigt, jedoch bleibt meistens unerwähnt, wie genau sich das Kommunikationsverhalten durch die „Digitale Ebene“ verändert hat.
Vgl. Ergebnisse Teilnehmende Beobachtung
Es handelt sich somit um einen phänomenbezogenen Spezialdiskurs, der erst seit dem Bestehen der digitalen Kommunikationsbewegung im Flirt-Kontext zu existieren scheint. Aus diesem Grund wird eine qualitativ ausgerichtete Sozialstudie angefertigt, die eine gegenstandsbezogene Theorie über das Dating-Verhalten im „Hier und Heute“ mittels der Grounded Theorie generiert.
Vgl. Kapitel 3 Forschungsdesign.
Aktuelle Studienbasis
Die von Bumble 2023 in Auftrag gegebene Studie sagt aus, dass mehr als ein Drittel aller Befragten
Vgl. Bumble (2023).
(Sample von 14.000 datenden Personen im Zeitraum Oktober – November 2022) bereit sind, Personen zu daten, die sie rein optisch nicht unbedingt als attraktiv einstufen würden.
Innere Werte seien jedoch mehr von Bedeutung (63 Prozent der Proband*innen gaben das an). Zudem ist ein Ergebnis des Jahres 2022, dass ebenfalls 63 Prozent ihre Dating-Grenzen im Kontext der Psycho-Hygiene enger an ein gesundes Mind-Set anpassen wollen.
Die Studie unterscheidet nicht nach Geschlecht, Alter oder Verletzlichkeits-Grund. Interpretiert man die Daten, wird jedoch ersichtlich, dass die Mehrzahl der Datenden 2022 genau auf eines kein Augenmerk gerichtet haben: Auf ihre Partnerwahl und auf ihre damit in Verbindung stehenden Werte und Psychohygiene. Das erklärt auch, warum viele Proband*innen in der hier vorliegenden Studie die heutige Dating-Kultur als eher anstrengend und wenig zielführend beschreiben.
Festzuhalten ist auf das eigentliche Forschungsziel bezogen, dass somit mit dem Ziel der Partnersuche a) Personen gedatet werden, die zunächst nicht in das intrapersonelle Beuteschema fallen und dabei noch die eigene Psychohygiene vernachlässigt wird.
Zudem spricht die Studie der Universität Wien davon, dass die Angst vor dem Single-Dasein in Korrelation mit dem psychischen Stress, der aus dem Online-Dating resultiert, das Selbstwertgefühl der Befragten deutlich negativ beeinflusst (677 Proband*innen im Alter zwischen 18 und 67 Jahren wurden im Dezember 2019 befragt).
Vgl. Binder et al. (2022).
Eine Studie von Tinder
Vgl. Tinders Future of Dating Report 2023.
suggeriert, dass es ein Dating-Trend 2023 gewesen ist, dass Dates mittlerweile nicht mehr rein aus der Intention der Partnerwahl heraus geschehen, sondern vielmehr, um im Moment schöne Erlebnisse ergebnisoffen zu generieren.
Jedoch geben 55 Prozent der Proband*innen des Future of Dating Reports 2023 an, bereits über Tinder eine ernsthafte Beziehung gehabt zu haben und darüber hinaus geben 37 Prozent an, eine Person zu kennen, bei der es sich ebenso verhält.
Vgl. ebd.
Anzumerken sind hier in der Studienergebnisbetrachtung drei elementare Fakten:
1. Die vorliegenden aktuellen Studien werden selbst von Dating-Apps in Auftrag gegeben. Dieses ist unter dem Argument der Neutralität zu reflektieren.
2. Die Betonung der Proband*innen liegt auf „hatten eine Beziehung“. Denn nun sind sie wieder User*innen der Dating-App und zwar als Single. Wie erfolgreich die Proband*innen somit bei der Partnerwahl waren, obliegt den Lesenden der Studie selbst zu bewerten.
3. Die Ergebnisse der letztgenannten Studie stimmen nicht mit dem Realbild der vorliegenden Studie überein. Die Proband*innen würden Wert auf Authentizität und Selbstfürsorge
Vgl. ebd.
legen, beschreibt der Tinder-Report. Das dieses Thema eines ist, dass Singles im Dating-Geschehen beschäftigt, zeigt auch die Bumble-Studie. Hier wird jedoch das Herstellen der Psychohygiene als Aufgabe dargestellt, die dringend angegangen werden muss. Es liegt eine konträre Studienlage vor. Die Ergebnisse der Teilnehmenden Beobachtung, den Gruppendiskussionen und Einzelstatements der verfassereigenen Studie zeigen vielmehr auf, dass insbesondere die weiblichen Proband*innen sich häufig in absoluter Ahnungslosigkeit und Verunsicherung bezüglich der Dating-Strategie und ihrer eigenen Wirkung befinden. Vielmehr sprechen wir hier somit von dem Phänomen der mangelnden Selbstwirksamkeit anstelle des Phänomens der ausgeprägten (sehr wohl gewünschten) Authentizität. Diese Verunsicherung wirkt sich, so zeigt sich der weitere Verlauf der Studie auf die Dating-Strukturen zwischen Männern und Frauen im erheblichen Maße aus.
Es handelt sich hier um die Zielgruppe und Probandengruppe der verfassereigenen Studie.
Aus diesem Grund resultierend ergaben sich aus den Feldern von Lebens- und Sozialberatungen, Gruppen- und Einzelcoachings immer wieder Ansätze, dieses „Früher & Heute“ zu hinterfragen. Viele Proband*innen und Teilnehmende in Kommunikationsgruppen berichteten, dass die Dating-Struktur, „so wie sie früher bestanden habe heute nicht mehr existiert“ und dass durch Online-Dating und digitale Kommunikation alles viel oberflächlicher geworden sei.
Das ist ein Ergebnis der Teilnehmenden Beobachtung in Gruppendiskussionen zum Thema Dating und Kennenlernphase. Die Proband*innen sind zum Beobachtungszweitpunkt im Alter zwischen 25 und 47 Jahren. Es handelt sich hier um geschlechterdurchmischte Gruppen, wobei der Anteil weilblich gelesener Teilnehmenden mindestens Zweidrittel beträgt.

Zieldefinition
Diese vorliegende Studie hat zum Ziel aufzuzeigen, was genau die Spezifika sind, durch welche sich die Dating-Kultur im Zuge der Individualisierung, Globalisierung und Digitalisierung verändert hat. Daraus basierend sollen weiter Handlungsmuster von Dating-Typen identifiziert werden. Hier geht es a) um die Dating-Absichten von Männern und Frauen in der Gegenüberstellung und b) eine passende theoretische Klammer für die aktuell zu beobachtenden Entwicklungen zu finden bzw. zu designen. Ziel ist es hier durch Aufklärung über das „Dating-Geschehen“ Anknüpfungspunkte an valide „Dating-Coachings“ zu finden und solche bedarfsorientiert weiterzuentwickeln.

Usergruppe
Als Usergruppe der hier vorliegenden Studie werden Frauen im Alter von 18-55 Jahre benannt, da die Studie den Nutzerinnen der „So-denkt-ein-Mann-Akademie“ der Sunset in Paradise Medien GmbH in Frankfurt in ihren Ergebnissen dienen soll. Auftraggebend ist eben dieses Unternehmen. Die Studie wird jedoch unabhängig von bestehendem Lehrmaterial designt.
  1. Was ist das grundliegende „Passionsverständnis“ von männlich gelese-nen Personen im Vergleich zu weiblich gelesenen Personen?
  2. Was für Dating-Visionen bzw. Vorstellungen und Erfahrungen liegen vor? (Zielefokus männlich/weiblich)
Die Studie gibt Aufklärung zu folgenden Fragestellungen.
1. Was ist das grundliegende „Passionsverständnis“ von männlich gelesenen Personen im Vergleich zu weiblich gelesenen Personen?
2. Was für Dating-Visionen bzw. Vorstellungen und Erfahrungen liegen vor? (Zielefokus männlich/weiblich)
3. Was für Potenziale hat der individuelle Kontakt (männliche Potenzialtypen plus Belegzitate)
4. Wie stellen sich die Date-Partner das gelungene „Erste-Date-Setting“ vor?
5. Was für männliche Kommunikationstypen sind emergiert?
Erkenntnisinteresse und Forschungsrelevanz
Was genau die Unterschiede ausmacht und woher diese resultieren sowie ob und inwiefern die Dating‒Absichten zwischen Männern und Frauen sich heute (auch im Vergleich zu früher) unterscheiden stellt einen ersten Baustein dieser Studie dar. Als theoretischer Rahmen bietet sich hier die Brille durch die Systemtheorie von Luhmann insbesondere mit Blick auf sein Werk „Liebe als Passion. Zur Codierung von Intimität.
Luhmann (2022)
Die erste forschungsleitende Fragestellung wird somit wie folgt formuliert:
„Was genau ist die Veränderung und bestehende Hürde im Dating‒Kommunikations‒Geschehen aus der Perspektive von Individualisierung, Globalisierung und Digitalisierung bei der Partnerwahl aus Sicht der Frau (und auch sekundär betrachtet aus Sicht des Mannes)?
Diese wurde zunächst nicht spezifiziert. Es wurde nur unisono von den Gruppen der teilneh-menden Befragung benannt, dass „alles viel schwieriger und oberflächlicher“ geworden sei.
Daraus ergeben sich weitere, dem Phänomen beiwohnende Unterfragen:
Was ist die geeignete Theoretische Klammer, aus welcher das Phänomen Aufschluss gebend betrachtet werden kann?
In welchen zwischenmenschlichen Settings sehen sich Männer und Frauen?
Welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten liegen vor?
2

(System-)Theoretische Klammer zwischen Liebe und Passion Amour
Dieser phänomenbezogene Spezialdiskurs bewegt sich in der Schnittmenge von Individualisierung, Globalisierung, Digitalisierung mit Blick auf die Mann-Frau Kommunikation zwischen den zwei Polen Liebe und Passion Amour. Beides sind systemtheoretisch Kommunikationsmedien in dem System Familie und dem System Intimbeziehung.
Vgl. Luhmann (2022), 21f.
Die Grundlehre der soziologischen Systemtheorie nach Luhmann besagt, dass durch die Globalisierung und Industrialisierung das Leben in Stämmen (und auch in Großfamilien), wo alles „unter einem Dach geschieht“ ein überholtes Modell ist. Die Stammesgesellschaft ist ausgestorben, nur noch die wenigsten Familien leben als Selbstversorger*innen und arbeiten, leben und lieben in ihrem Stamm. Wir sprechen im systemtheoretischen Kontext etwas abstrakt und verkürzt zusammengefasst mit Blick auf das Forschungsvorhaben davon, dass gesellschaftliche Differenzierung über Kommunikation in Systemen stattfindet.
Jedes System hat einen Code und ein Medium. In den jeweiligen Systemen, wie bspw. Recht, Wirtschaft, Sport, Gesundheit usw. ist jeweils nur der signifikante Anteil der Persönlichkeit für das jeweilige System relevant. Wir sprechen hier von einer Systeminklusion. Im System „Recht“ zählt bspw. nur, ob die Person das Gesetz hält oder eben nicht (Code: Recht/Unrecht, Medium: Gesetz). Im Wirtschafts-system ist im Arbeitnehmer-Arbeitgeber-Kontext nur der Tausch Leistung (Arbeitsressource) gegen Entlohnung relevant. Die Codierung lautet zahlen-nicht-zahlen und das Medium ist das Geld. Begründungen sind irrelevant für die Sys-teme, also warum bspw. das Gesetz gebrochen oder die Arbeitsleistung nicht erbracht wurde. Lediglich der Ausschnitt der Person, der für das System von Interesse ist, hat Relevanz (Arbeitskraft, Leistung, Geld), d.h. dass nur der jeweilige Ausschnitt in das System inkludiert ist.
Vgl. Luhmann (1970‒2022).
Einzig in dem System Familie zählt der Mensch nach Luhmann als Ganzes ohne eine bestimmte Codierung. Das Medium ist hier die Liebe. Auch Partnerschaft kann hier sozusagen als kleinste Form der Familie kategorisiert werden. Hier sprechen wir nicht von einer Systeminklusion, sondern von einer Vollinklusion, welche mit einer Systemintegration synonym zu setzen ist. Wenn bspw. eine Inklusion in die elementar zur eigenständigen Lebensführung relevanten Syste-me erfolgt, so ist die Person aus systemtheoretischer Perspektive gesellschaftlich integriert.
Als „Kann-Faktor" ist das System Intimbeziehung in eine Paarbeziehung einge-bettet, jedoch kann es auch eigenständig stehen, ohne in einen integrativen Kontext mit Persönlichkeitsbezug eingebettet zu sein.
So beschreibt Luhmann das Familiensystem als ein besonderes, wo die Person ohne Leistung Relevanz hat. Der Vollzug der Besonderheit
Vgl. Luhmann (2022), 21.
zeigt sich über das Medium Liebe. Innerhalb von dem System Intimbeziehung findet eine höchstpersönliche nichtsprachliche Kommunikation als Ergänzung von Sprache statt. Es handelt sich hier um eine sexuell basierte Intimität.
Vgl. ebd., 33ff.
Diese Intimität kann, so schreibt Luhmann als „Eingeständnis der Unvernünftigkeit, der Wahrhaftigkeit, der Instabilität
Ebd, 39.
gewertet werden. „Erst nach Eingewöhnung eines solchen Pro-gramms konnte man ernsthaft damit beginnen, soziale Reflexivität einzubauen und auf eine dadurch stabilisierte Systembildung abzuzielen – bis heute mit um-strittenem Erfolg.
Ebd. 39.
Aus diesem Zitat wird deutlich, dass Kommunikationsprob-leme durch das selbstreferenzielle System Intimbeziehungen nicht selten zu sein scheinen.
Praxisbeobachtungen
Aus der Teilnehmenden Beobachtung - durch die verkürzt skizzierte theoretische Klammer - ergaben sich folgende Praxisbeobachtungen:
Eine Inklusion in das System Intimbeziehung wird gesellschaftlich insbesondere von weiblich gelesenen Personen mit der Integration in das System Familie/ Partnerschaft gleichgesetzt bzw. verwechselt/vermischt.
Vgl. Auswertungskapitel.
Jedoch ist nur in dem System Familie eine Vollinklusion = Integration = ganzheitliche Relevanz der Person über den Code Liebe gegeben. Hingegen wird in dem System Intimbeziehung das Medium Liebe als Passion oder als Code Amour
Luhmann (2022), 35f.
gepflegt. Diese Liebescodierung ist näher an Leidenschaft und der körperlichen Nähe als an der Verbundenheit und Seelenverwandtschaft in ihrer Körperlichkeit anzusiedeln.
Hypothesenbildung
Folgende Hypothese wird hier aus der Theorie im Abgleich mit der teilnehmenden Beobachtung generiert:
Aus der individuellen „Wahrnehmungs-Vermischung“ und Unklarheit über diese beiden Systeme und der uneinheitlichen Interpretation von (mindestens zwei) Dating-Partnern kommt es zu Kommunikationsstörungen und Abbrüchen im Dating-Verlauf bzw. beim Kennenlernen und des optionalen Versuchs eines Beziehungsaufbau. Auf Basis dieser Hypothese im Schulterschluss mit den Ergebnissen der Teilnehmenden Beobachtungen fußt die Entwicklung der richtungsgebenden Forschungsfrage:
Was genau ist die Veränderung und bestehende Hürde
Diese wurde zunächst nicht spezifiziert. Es wurde nur unisono von den Gruppen der teilnehmenden Befragung benannt, dass „alles viel schwieriger und oberflächlicher“ geworden sei.
im Dating‒Kommunikations‒Geschehen aus der Perspektive von Individualisierung, Globalisierung und Digitalisierung bei der Partnerwahl aus Sicht der Frau (und auch sekundär betrachtet aus Sicht des Mannes)?
3
Forschungsmethodologie, Methode und Design
Das Feld des Datings in der Zeit seit 2010 befindet sich in einer neuen Kultur und gestaltet sich komplex und ist von Akteursvielfalt gekennzeichnet. Durch die neuen Möglichkeiten wie Online-Dating, Dating-Coaching und Dating-Podcasts usw. hat sich die Welt rund um die Partnersuche deutlich verändert. Die Option, die sich durch Plattformen wie Tinder (die App konnte im September 2012 das erste Mal heruntergeladen werden, damals hieß die Anwendung noch Matchbox)
Vgl. Tinderacademy (2024).
revolutionierte das Kennenlernen in qualitativer und quantitativer Form.
Menschen, die sich früher niemals begegnet wären, sitzen bspw. auf einmal nach einem Match gemeinsam in einer Bar und lernen sich kennen. Die Fokussierung auf Affäre, Beziehung, Friendship (with Benefits), unverbindlichem Kennenlernen oder Bekannte auf Reisen sind hier individuell bestimmt.
Vgl. ebd.
Es wird durch die hohe Userzahl im Bereich des Online-Datings angenommen, dass dieser Bereich andere Bereiche wie den des persönlichen Kennenlernens (Erstkontakt) im realen Leben schmälert. Durch die gesteigerten Möglichkeiten scheinen auch die Risiken einer Misskommunikation zu steigen, zeigt die teilnehmende Beobachtung.
Eingangs ist zur Forschungs-Methodenwahl festzuhalten, dass die Grounded Theory Methode (und Methodologie) in dem vorliegenden Forschungskontext und dem konkreten Forschungsprojekt als die geeignete Methode angesehen und ausgewählt wurde, da eine eigenständige Theorie über das aktuelle Dating- und Kennenlernverhalten unausgereift bzw. nicht existent ist und aus dem Feld heraus emergieren soll.
Es gibt vereinzelte Studien, die sich jedoch gegenseitig widersprechen, nicht in die qualitative Tiefe gehen und ohne eine Methodentriangulation gesichert sind, wie die vorangegangenen Kapitel aufzeigen.
In diesem jetzigen Erkenntnisstadium bietet sich das Vorgehen der Grounded Theory an, da durch diese so zusagen eine gegenstandsbezogene Theorie gegründet werden kann.
Vgl. bspw. Straus/Corbin (1996), Stübing (2014).
Wie dieses regelgeleitet geschieht, wird wie folgt erläutert.
Die Forschungsaktivität im Rahmen der Studie ist als prozesshaftes Stufenmo-dell zu verstehen. Ein reflexives Oszillieren zwischen den jeweiligen Ebenen er-folgt stetig im Rahmen der Forschungspraxis und dient insbesondere bei der Betrachtungsweise vom Einzelnen und Besonderen zum Allgemeinen hin der Orientierung. Das Vorgehen innerhalb der Grounded Theory erfolgt regelgeleitet und reflexiv. Die jeweils höhere Ebene wird bei der Reflexion der niedrigeren Ebene als sensibilisierendes Konzept
Vgl. Strübing (2014), 59 ff.
aufgefasst.
Die Zugänge zum Stufenmodell ermöglichen folgende inhaltliche Einblicke, welche in den jeweiligen Kapiteln kontextuell ergebnisorientiert mit Blick auf das Schwerpunktthema aufbereitet sind.
Die in der Skizze aufgeführten Schlagworte, Organisationen und Systeme erfahren in der gesamten Arbeit besondere Aufmerksamkeit und werden entsprechend der beschriebenen Dreistufigkeit des Prozessmodells beleuchtet.
Die Auswertung der Daten und die Theoriegenese erfolgen innerhalb des Forschungsprojektes mittels der Grounded Theory, um die in den Daten schlummernde Theorie durch verschiedene Codierungsformen (offen, axial, selektiv) zu entdecken.
Vgl. Strübing (2014), 16 f.
Die wichtigsten Charaktermerkmale der Grounded Theory sind der organisierte Arbeitsprozess und die reflexive Prozesssteuerung sowie insbesondere die Parallelität beider Arbeitsschritte. Innerhalb des sich stetig wiederholenden Prozesses des theoretischen Samplings werden Daten erhoben sowie parallel codiert und analysiert, um weiter zu entscheiden, wo und auf welchem Wege weitere Daten zu erheben sind.
Vgl. Glaser/Strauß (2005), 53.
Die Strategie des theoretischen Samplings,
Vgl. Strübing (2014), 29 ff.
welche ein ständiges Oszillieren zwischen Datenerhebung, Analyse und Codierung impliziert, ist charakteristisch für diese Auswertungsmethode, wobei im Rahmen des Prozesses die einzelnen Arbeitsschritte und Ergebnisse aufzeigen, welche Daten als Nächstes erhoben werden sollen und wo diese gefunden werden können.
Vgl. Glaser/Strauß (2005), 53.
So zeigt sich innerhalb des Forschungsprozesses, dass neben der teilnehmenden Beobachtung und dem Führen qualitativer Kurzinterviews auch die Dokumentenanalyse als dritte Erhebungstechnik in das Design integriert werden muss, um Zugang zu den Daten zu erlangen, die für das Forschungsthema von Bedeutung sind, jedoch nicht von der Verfasserin selbst erhoben wurden.
Es werden unter anderem pseudonymisierte Chatverläufe aus Dating‒Apps und WhatsApp‒ und Instagramm‒Kommunikationen, welche von Proband*innen zur Verfügung gestellt wer‒den zu dem Datenmaterial gezählt.
„Da eine eigene empirisch begründete Theorie über den Untersuchungsgegen-stand zu Beginn des Projektes noch nicht vorliegt, erfolgt die Auswahl […] weniger erster Fälle auf der Basis theoretischer und praktischer Vorkenntnisse.“
Strübing (2014), 29.
Bei der Entwicklung des theoretischen Modells mit der Grounded Theory zu arbeiten bedeutet, aufeinanderfolgende Problemlösungsschritte zu gehen:
• Konzeptmodifikation
• Konzeptdifferenzierung
• Konzepterweiterung.

In dem Forschungsprojekt wird das Ziel verfolgt, konzeptionelle Repräsentativität zu erzeugen.
Anmerkung zum Begriff der konzeptionellen Repräsentativität: Es geht bei der Grounded Theory niemals um das Herstellen von statistischer Repräsentativität, vgl. diesbezüglich auch Strübing (2014), 33 f.
Diese ist erzielt, wenn das Phänomen der theoretischen Sättigung eingetreten ist, d. h., dass sich Konzepte und Kategorien wiederholen und keine neuen Perspektiven und Effekte emergieren. Somit kann auch die Fallzahl der zu führenden Interviews und Chatverläufe nicht vor Projektbeginn festgelegt werden. Auch das Ende der Auswertungen hängt von der Ergiebigkeit, sprich der Dichte des Materials sowie natürlich vom Grad der Ausschöpfung ab. Erst wenn keine theoretisch relevanten Ähnlichkeiten, Unterschiede oder Einsichten innerhalb des Materials zu entdecken sind, kann der beschriebene Gesamtprozess aufgrund der erzielten theoretischen Sättigung beendet werden.
Vgl. Kelle/Kluge (2010), 49 und zum Grad der Sättigung im Sample.
Bei der Datenanalyse, sprich bei dem Codieren auf den verschiedenen Ebenen, stellen das Schreiben, Überarbeiten und Sortieren theoretischer Memos ein Mit-tel der Theoriegenese dar, das sowohl der fortlaufenden Ergebnissicherung als auch der Entlastung von Nebengedanken dient. Das Schreiben erfolgt mit Blick auf die Ergebnissicherung in vollständigen Sätzen.
Vgl. Strübing (2014), 35.
Methodenplurale, triangulative Forschungskonzepte haben sich im Rahmen der qualitativen Forschung durchgesetzt.
Vgl. Lüders (2011), 152.
Im Forschungsdesign finden bei der Er-hebung qualitativer Daten folgende Methoden Anwendung:
  • Teilnehmende Beobachtung
  • Situative Kurzinterviews
  • Dokumentenanalyse (als ergänzendes Instrument).
Bei der Methodentriangulation handelt es sich um einen ergänzenden Methodenansatz, welcher als Gesamtkonstrukt gemäß dem methodologischen Verständnis der Grounded Theory umgesetzt wird. Die Einnahme unterschiedlicher Perspektiven ermöglicht den Erkenntniszuwachs auf unterschiedlichen Ebenen, wodurch die Erkenntnisse weiter reichen, als dieses nur mit einem methodischen Zugang möglich gewesen wäre.
Vgl. Flick (2011), 12.

a) Introspektion
Forschungsleitende Fragestellungen:
  • (Wie) nehmen die Proband*innen die heutige Dating-Kultur wahr?
  • Aus welcher Perspektive heraus findet ein Kennenlernen (nicht) statt?
  • Inwiefern beschreiben die Proband*innen Gelingen und Scheitern mit Blick auf die personale und gesellschaftliche Ebene?
  • Welche Paradoxien ergeben sich hier?


b) Extrospektion
Forschungsleitende Fragestellungen:
  • Worin machen andere Personen und Organisationen die Veränderung, das Gelingen und das Scheitern im zwischenmenschlichen Kennenlernen aus?
  • Welche unterschiedlichen „Beschreibungs‒ und Bewertungskontexte“
Kleve (2016a), 19.
liegen vor?
3.1 Teilnehmende Beobachtung
Dieses Kapitel ist in die Abschnitte Feldzugang und Feldbegrenzung, Beobachtungsstruktur und Beobachtungsprotokolle sowie Rolle und Rollenreflexion wie folgt untergliedert.
Feldzugang und Begrenzung
Die teilnehmende Beobachtung wird nach der Durchsicht der themenspezifisch vorliegenden Literatur und dem Einholen von „Kontextinformationen“ als erster Schritt der empirischen Arbeit genutzt, um „zu verstehen, wie das […] Forschungsfeld bestimmt ist und was zum Untersuchungsgegenstand dazugehört“ ,
Przyborski/Wohlrab‒Sahr (2010), 53
sprich als komparative Methode, um sich persönlich einen Eindruck vom Feld zu verschaffen.
Vgl. Lüders (2011), 153.
Es wird sich darauf verständigt, die Teilnehmende Beobachtung in anonymer Form, d. h. ohne die Angaben von Personen bei Wortbeiträgen durchzuführen. Die Feldabgrenzung erfolgt durch die Parameter Ort und Kontext, zeitlicher Rahmen und Thema der Veranstaltung.
Beobachtungsstruktur und Beobachtungsprotokolle
Die Beobachtungsprotokolle der Veranstaltungen werden in Anlehnung an die Empfehlungen von Przyborski und Wohlrab-Sahr angefertigt. Zeit, Ort, Beobachtungssequenzen sowie ergänzende Feldnotizen gilt es festzuhalten. Wichtig ist, stets zwischen den verschiedenen Vorgängen wie Beobachtung, Kontextinformation, Rollenreflexion und theoretischer Reflexion zu unterscheiden, denn nur diese Systematik innerhalb des Gesamtprozesses ermöglicht, dass die Beobachtungen ohne Überformung durch vorschnelle Theoretisierung als solche wahrgenommen und behandelt werden.
Vgl. Przyborski/Wohlrab‒Sahr (2010), 63 f.
Die Erstellung des Beobachtungsrasters wird gemäß dem Vorgehen des theoretischen Samplings aus der Perspektive folgender Fragestellungen begonnen: „Wer tut was mit wem, wann und wo? Oder: Was ist mit welchem Ablauf passiert?“ ,
Ebd., 64.
um weitere Beobachtungsmerkmale und Kategorien herauszuarbeiten.
Rolle und Rollenreflexion
Ein kontextangemessenes Pendeln zwischen den Beobachtungsformen wird vollzogen. Hier unterscheidet sich der vollständige Beobachtungsstatus von dem Teilnehmenden-Status.
Vgl. Brüsemeister (2000), 83 f.
Dem Bewusstsein für die notwendige Distanz des Beobachters, „um überhaupt beobachten zu können“ ,
Lüders (2011), 152.
wird im Rahmen der methodisch reflexiven Betrachtung eine hohe Bedeutung zugeschrieben.
Die Interviewpartner für die Kurzinterviews werden aus den Netzwerkveranstaltungen, in denen die teilnehmende Beobachtung durchgeführt wurde, mittels persönlicher Interviewanfragen rekrutiert. Eine grundsätzliche Offenheit für den Themenkomplex lässt sich aus der Teilnahme der Unternehmen an den Netzwerkveranstaltungen herleiten.

3.2 Dokumentenanalyse
Als ergänzendes Instrument wird die Dokumentenanalyse genutzt, um die dating-spezifischen Entwicklungen über den Projektzeitraum fortfahrend zu aktualisieren. Die Berichterstattung im Internet sowie in den entsprechenden Printmedien wird aus den Perspektiven der Ebene 1 beleuchtet. Ausgewählt wurde das Kommunikationsmedium aufgrund der Schnelllebigkeit und der damit verbundenen dynamischen Aktualisierung von Sachverhalten und Entwicklungen. Laufend entstehen neue Webseiten, Online-Services und Foren. Die Grounded Theory bietet innerhalb des Datenerhebungsprozesses aufgrund der Offenheit des Zugangs und des zirkulären Datenerhebungsprozesses den geeigneten methodischen Ansatz für die Untersuchung von Online-Inhalten.
Vgl. Bozdag (2018), 131.
Darüber hinaus wird die Dokumentenanalyse genutzt, um Material zu erschließen, „das nicht erst vom Forscher durch die Datenerhebung geschaffen werden muss“.
Vgl. Mayring (2002), 46.
Das ist bei Sitzungsprotokollen der Fall, bei denen die Verfasserin nicht die teilnehmende Beobachtung durchgeführt hat.
3.3 Kurzinterviews und Chatverläufe
Die Interviewpartner und Chat-Proband*innen werden im Rahmen des For-schungsprojektes als Experten eingestuft, da sie über ganz spezifisches Binnenwissen verfügen,
Vgl. Meuser/Nagel (2002).
was die Abläufe, Strukturen und Perspektiven ihres individuellen Dating‒Lifestyles sowie die individuellen Einflussfaktoren je nach Situation betrifft. Sie gelten somit als in den Funktionskontext eingebundene Akteure.
Vgl. ebd.
Das mit der Auswertung verbundene Ziel ist, Haltungen, Perspektiven und motivationale Antriebsmuster von datenden Personen (männlich und weiblich gelesen) zu erfahren.
Es ist in der qualitativen Sozialforschung nicht unüblich, fallbezogene und fallvergleichende bzw. fallübergreifende Verfahren zu kombinieren, sodass sich die Analyseverfahren gegenseitig unterstützen.
Vgl. Collier (2012), 88.
Das Datenmaterial wird sowohl fallbezogen als auch fallübergreifend gesichtet, ausgewertet und verarbeitet. Die Einzelinterviews werden zunächst als individuelle Fallvignetten ausgewertet. Somit ist im gesamten Analyseprozess der Rückgriff „auf den jeweiligen Fall in seiner Ganzheit und Komplexität erhalten, um so zu genaueren und tiefgreifenderen Ergebnissen zu gelangen“ .
Mayring (2002), 42.
Bei der fallbezogenen Analyse, auch Within-Case-Analyse genannt, finden individuelle Besonderheiten Beachtung.
Vgl. Eisenhardt (1989), 539 ff.
Der hintergründige Kontext- und Lebensbezug
Vgl. Mayring (2002), 42.
ist relevant. Sinn der Fallanalyse ist, aus der jeweiligen Fallvignette Hand-lungsmuster abzuleiten, die sich aus dem Setting, in das die Dating-Person individuell eingebunden ist, ergeben. Die primäre Handlungsstrategie wird durch die Fallstrukturierung weiter aus der Fallvignette, dem sogenannten Re-altyp zu einem Typus in Reinform, dem Idealtypus herausgearbeitet.
Vgl. Kelle/Kluge (2010).
Die Fallvignette entspringt somit dem Kontext, in den die jeweilige Dating-Person sich befindet. Der Idealtypus weist, losgelöst vom Kontext und zuweilen überzeichnet, identitätsstiftenden Erkennungscharakter auf
Vgl. ebd.
und ist ein Mittel des verstehenden Erklärens.
Vgl. Przyborski/Wohlrab‒Sahr (2010), 376 f.
Im Zuge der Strukturierung der Fälle, des Fallvergleichs und der Beachtung der Positionen und Rollen der Fälle innerhalb des Netzwerkes wird die zweite Analyseart, die fallübergreifende Analyse eingeleitet. Diese vollzieht sich auf einer höheren Abstraktionsebene.
Vgl. Eisenhardt (1989), 539 ff.
4
Sampleinformationen
Die Studie ist als Hybridstudie von qualitativen und quantitativen Erhebungs‒verfahren ergebnisorientiert angelegt.
Insgesamt haben 450 Probanden*innen an der Studie im Zeitraum 2021 bis 2023 im Zeitraum von 15 Monaten teilgenommen und die Erhebung umfasst zudem 150 Stichproben im Segment der Dokumentenanalyse.
Die Methodentriangulation durch Teilnehmende Beobachtung (Gruppendis‒kussionen), Dokumentenanalyse und qualitativen Kurzinterviews sichert die Qualität des Samples. Die Elemente stehen in Reziprozität zueinander. Das Gründen einer gegenstandsbezogenen Theorie mittels Grounded Theory nach Corbin & Strauß (Methodologie und Auswertungsverfahren).
Vgl. Kapitel 3.
Alle Aussagen treffen zunächst nur für das Sample zu. Die Proband*innen waren zum Erhebungszeitraum zwischen 18 und 55 Jahren, wobei die Mehr‒zahl altersspezifisch zwischen 20 und 35 Jahren zu verorten ist. Das Sample setzt sich aus 60 Prozent weiblich gelesenen Personen und 40 Prozent männ‒lich gelesenen Personen zusammen.
5
Ergebnisschau
Im Zuge der Teilnehmenden Beobachtung, aber auch im Kontext der Gruppendiskussionen wurde schnell ersichtlich, dass die Mind-Sets der Proband*innen sich grundsätzlich in unterschiedliche Dating-Typen (geschlechtsunabhängig) spalten.
Diese Dating-Typen und Korrelationen zum individuellen biopsychosozialen Gleichgewicht werden in Kapitel 5.1 vorgestellt.
Zudem ist eine signifikante Unterscheidung der Dating-Typen mit Blick auf die Dating-Motivation bei männlich gelesenen Personen in der Gegenüberstellung zu weiblich gelesenen Personen emergiert. Diese stehen jedoch in Verbindung mit den Ergebnissen aus Kapitel 5.1 und werden in Kapitel 5.2 beleuchtet.
Kapitel 5.3 befasst sich mit dem „Ersten‒Date‒Setting“.
Dieses Kapitel verläuft mit seinen Unterkapiteln von allgemeinen zu spezifi-schen Erkenntnissen.
5.1 Dating-Mindset:
Ergebnisse der Teilnehmenden Beobachtung, Auswertung von Chatverläufen und Kurzinterviews
Die erste Fragestellung lautet: „Warum daten die Proband*innen des Samples?“ Die Absichten und Motivationen, warum Menschen daten sind unterschiedlich. Genannt wurden innerhalb des Samples bei der Teilnehmenden Beobachtung von 290 Personen in Gruppendiskussionen folgende Motivationen, wobei einige Äußerungen Zustimmung von anderen Teilnehmer*innen erfahren haben:
Es handelt sich somit um Mehrfachstatements. Mindestens ein eigenes und teilweise zustimmende bzw. bekräftigende Aussagen.
  • Ich möchte regelmäßigen Sex haben. (67)
  • Ich bin auf der Suche nach Liebe und einer Beziehung. (107)
  • Ich teile gerne meine Hobbys mit einer Person. (47)
  • Ich benötige einen Partner zur Repräsentation Richtung meiner Herkunftsfamilie. (52)
  • Ich habe Angst vor Einsamkeit im Alter. (23)
  • Ich möchte einfach eine gute Zeit durch Dates haben. (16)
  • Ich suche eine Urlaubsbegleitung. (4)
  • Dating gehört für mich einfach zum Leben dazu, wie Essen. Und vielleicht finde ich mein Lieblingsgericht und möchte dann nur noch dieses eine. (1)
Anzumerken ist hier, dass diese Nennungen von beiden Geschlechtern in Gruppendiskussionen getätigt wurden und nach der Nennungshäufigkeit innerhalb des Samples gelistet stehen. Der Anteil von Frauen ist innerhalb des Samples (60w /40m) höher. Geäußert haben sich aber beide Geschlechter im selben Mengenverhältnis.
Im Kontext der Teilnehmenden Beobachtung ist ersichtlich, dass der Dating-Grund, regelmäßig Sex haben zu wollen, von Männern und Frauen gleichermaßen genannt wurde. Das entkräftigt für das Sample das gesellschaftlich bestehende Vorurteil, dass alleine Männer im Dating auf Sex fokussiert sind. Die oben genannten acht motivationsgebenden Leitsätze haben sich aus der Gruppe heraus gemäß der Methode und Methodologie der Grounded Theory heraus entwickelt und waren nicht vorgegeben.

Durch die theoretische Brille des Kapitels zwei lässt sich zunächst aus den Forschungsergebnissen zusammenfassend festhalten, dass im Dating-Geschehen eine Bildung von Gruppen stattfindet. Die eine Gruppe möchte unbedingt eine Beziehung und somit Liebe. Die andere Gruppe ist zunächst nicht zu spezifizieren und mit unterschiedlichen Interessen gekennzeichnet. Es zeigt sich weiter sehr deutlich, dass insbesondere die Personen (weiblich und männlich gelesen) kompromisslos eine Beziehung als Dating-Resultat fokussieren, bei denen sich der Verdacht erhärtet, dass sie etwas kompensieren möchten oder müssen, was ihnen ohne Partnerschaft im Leben fehlt.

Auf die Fragestellung „Warum daten Sie/ datest du und/oder warum eben auch nicht?“ (Zielfokus) wurden verschiedene Statements geliefert. Zudem wurde noch gefragt, welche Art des Kennenlernens vor dem Date die Regel darstellt (Online-Dating, Kennenlernen im realen Leben). Dieses verdeutlichen die folgenden Statements.

Gruppe I: Beziehungsfokus (stabil/instabil)
P VS (W) 33:
P steht für Proband*in. Es folgt das entsprechende Kürzel zur Identifikation des Statements im Sample. In Klammern steht das Geschlecht männlich, weiblich, divers (M, W, D). Die rote Farbe bedeutet eher instabiler Typ
„Ich möchte gerne ankommen. Auch wünsche ich mir Kinder. Da wird es lang-sam Zeit. Ich merke, dass ich immer die Männer jage, die mich nicht wollen. Viele andere interessieren mich nicht und sind mir durch ihre Fürsorge einfach too much. Also date ich, um den richtigen Mann für eine feste Beziehung zu finden. Zeigt jemand Interesse, den ich auch gut finde, drehe ich aber direkt durch. Vorher bin ich total locker. Dann bin ich angespannt, unlocker und hinterfrage sowohl mein als auch sein Verhalten. Männer lerne ich sowohl beim Ausgehen, im Urlaub als auch beim Online-Dating kennen. Ich war zuerst bei Lovoo und jetzt bei Tinder. Da ist aber auch viel Müll dabei (lacht).“

P MD (W) 40:
„Ich habe eine Zeit lang online gedatet, über Tinder. Da habe ich Sachen er-lebt. Die haben mich so richtig abgefuckt. Zum Beispiel habe ich mich mit jemandem bei MC Donalds auf dem Parkplatz verabredet und als der Typ mich gesehen hat, ist er gleich wieder abgedreht und hat die Biege gemacht. Geht gar nicht. Wenigstens kurz begrüßen kann man sich. Ich habe mich so sehr aufgeregt, dass das Thema erstmal durch war bei mir. Meine Freundin sagte dann, ich solle es über Lovoo probieren. Da seien andere Männer, so vom Wesen her. Ich habe mit ihr gleich ein Profil angelegt. Und was soll ich sagen: Zack, habe ich jemanden gefunden, noch am selben Tag. Optisch eigentlich gar nicht so mein Typ. Ich stehe ein bisschen auf Südländer und Gangster-Style. Der Typ ist eher Phil Collins. Wir haben uns verabredet und insbesonde-re musikalisch haben wir uns mega verstanden.
Auch mögen wir beide Hunde und er insbesondere meinen. Was soll ich sagen […]. Nach einiger Zeit stellte sich heraus, dass der Typ, nennen wir ihn Phil, echt ein Problem hat. Oder vielleicht eher mehrere. Eines davon ist Verbindlichkeit. Auch musste ich am Anfang echt viel Mühe investieren, dass wir uns wiedersehen. Ich wollte aber auch keine anderen Typen mehr kennenlernen. Wir hatten ein paar Breaks, er wollte keine feste inklusive Beziehung eingehen. Ich habe es dann einfach so laufen lassen. Ob wir zusammen sind, das haben wir nicht mehr seit den letzten Verwerfungen vor ca. zwei Jahren kommuniziert. Ich nehme es so hin. Jetzt hat sich nach einer Zeit einiges in seinem Verhalten verändert. Er ist fürsorg-lich, aber eben teilweise auch sehr egozentriert. Ich glaube, wir akzeptieren uns beide mit unseren Macken. Ob wir zusammen sind weiß ich nicht, fühlt sich aber so an. Puh, jetzt habe ich ausgeholt auf deine Frage. Also: Ich habe online gedatet und das zuletzt vor ca. zweieinhalb Jahren. Ziel war es einen Partner zu finden.“

P DG (M) 23
„Ich sage bei Dates oft, dass ich eine Beziehung suche und echt kein Bock mehr habe, alleine zu sein. Dann frage ich, ob wir uns wiedersehen, wenn sie mir so gefällt, dass ich mir was vorstellen kann. Meistens ergibt sich dann aber nichts. Es ist echt zum verrückt werden. Ich habe echt keine Lust mehr, alleine zu sein! Da macht vieles nicht so viel Spaß. Große Ansprüche habe ich nicht. Deshalb date ich online. Ich spreche nie eine Frau direkt an.“
P RH (M) 28:
„Ich spreche auch mal Frauen an. Im Moment ist online mehr mein Ding. Ich habe in meinem Profil stehen, dass ich eine feste Beziehung suche. Ich bin erst seit 6 Monaten Single (erst auf Nachfrage holt er weiter aus weiter). Ich bin noch verheiratet, aber vor 6 Monaten haben wir uns getrennt. Ich weiß auch gar nicht, ob ich überhaupt beziehungsfähig bin. Ich brauche schon viel Ruhe und Zeit für mich. Andererseits gehe ich aber auch immer gleich so tief in eine Verbindung rein, so emotional. Und Sex und Nähe ist mir auch ganz wichtig.“

Diese Statements lassen sich in emotional stabile und instabile Persönlichkeitstypen unterteilen.
Die grünen Statement‒Gebenden zeigen Züge einer emotional stabilen Persönlichkeit. Die roten Statement‒Gebenden versuchen durch Dating etwas zu kompensieren und/oder verändern ihr Verhalten deutlich, weichen von ihren Ursprungsvorstellungen beim Dating-Ziel ab und/oder können Verhalten und Emotionen im Dating-Prozess nicht regulieren.
Dieses ist nicht mit der emotional instabilen Persönlichkeitsstörung gemäß ICD 10 gleichzusetzen
Vgl. Universitätsklinikum Bonn (2024).
und zu pathologisieren. Im Kontext dieser Arbeit wird eine instabile Persön-lichkeit jedoch an Indikatoren dieser Störung, in einer leichteren Version (d. h. einige Merkmale treffen zu und schmälern die Stabilität des Biopsychosozialen Gleichgewichtes), spezifiziert.
Das heißt konkret, dass eine Person im Zuge dieser Arbeit dann als psychisch instabil gewertet wird, wenn sie sich selbst allein nicht genug ist. Das ist auch in sich aus dem Grund schlüssig, da die Person, vergleichen wir diese mit einem Baum, stützende Hilfe von außen benötigt (gießen, stützen, schneiden, pflegen, kümmern usw.) um glücklich zu sein. Ohne diese Zuwendung eines Partners (Gärtner*in der Person) kann diese nicht zu voller Pracht erblühen, sondern vegetiert oder kümmert vor sich hin.
Anzeichen sind hier abgeleitet von der emotional instabilen Persönlichkeitsstörung folgende Merkmale:
  • Es bestehen langfristige Probleme bei der Steuerung von Gefühlen
  • Zwischenmenschliche Beziehungen sind oft konfliktbehaftet
  • Spannungs- und Angstgefühle bestehen
  • Selbstentwertung (sich selbst nicht genügen)
  • Exzessiver Gebrauch von Drogen und Alkohol
  • Frustration
  • Gefühlsleben ist von innerer Lehre geprägt
  • Angst vor Trennung, Verlassenwerden, Zurückweisungen
  • Impulsausbrüche.
Vgl. ebd
Die hier dargelegten Kurzstatements im Abgleich mit der Selbst- und Fremdbeschreibung der jeweiligen Personen lassen Rückschlüsse zu, ob eine Person Stabil oder instabil ist. Im Zuge eines weiteren Auswertungsschrittes ist ersichtlich, dass insbesondere die instabilen Typen eine Beziehung im Dating-Geschehen fokussieren.
Somit wird für das Sample rückgefolgert, dass die instabilen Dating-Typen eine Beziehung als „Kompensationskonstrukt zur Glücksmaximierung“ anstreben, da es ihnen als Single an eigener Lebenspo-sitivität fehlt. Es bleibt weiter zu überlegen, inwieweit eine instabile Persönlichkeit ein gesunder Rahmen für eine Beziehung ist, das würde jedoch den Rahmen dieser Studie sprengen. Den Wunsch zu hegen, eine Beziehung zu führen, ist legitim, erscheint jedoch nicht sinnvoll mit Blick auf die Gelingenswahrscheinlichkeit einer solchen Verbindung. Hier bietet sich die Methode der qualitativen Leitfadeninterviews im Rahmen von Anschlussforschung an.

Ebenfalls zu Gruppe eins zählen stabile Typen, also Menschen mit gefestigter Persönlichkeit, welche datet, um einen Partner (für ein gemeinsames Leben oder eine gemeinsame Zeit) zu finden, dieses jedoch nicht mit der Dringlichkeit der instabilen Dating-Typen fokussiert, wie folgende Statements verdeutlichen:

P JW (M) 47:
„Also in meinem Umfeld wissen alle, dass ich auf der Suche bin (lacht). Aber das nicht um jeden Preis. Ich komme gut klar, habe viele Freunde. Auch meine Kinder, die teilweise bei mir leben, binden mich zu meinem Job und den Hob-bys gut ein. Alleine alt werden möchte ich nicht. Mein Ziel beim Dating ist schon, eine Partnerin zu finden. Ich war schon bei Paarship usw. und jetzt bei Tinder. Ich glaube aber, dass die App sehr marktwirtschaftlich orientiert ist und nicht unbedingt das Ziel verfolgt, dass ich eine Partnerin finde, sondern eher, dass ich das Abo verlängere (lacht). In einer Beziehung sind mir Optik, gemeinsame Werte und Interessen und natürlich auch Sex zu gleichen teilen wichtig. Der Weg ist das Ziel sage ich immer. Ich bin jetzt seit drei Jahren Sin-gle und date mich so durch die Angebotspalette. Beziehung ja – aber nicht um jeden Preis ist meine Dating-Devise.“
P LR (W) 25:
„Ich fokussiere mich nicht so sehr auf ein Ergebnis. Ich finde auch das Wort Online-Dating etwas schwierig. Es ist eher ein erster Kontakt und das Date findet dann ja, zumindest bei mir, recht schnell im realen Leben statt. Also ich lerne schon den Erstkontakt digital kennen, da ich auch niemanden anquatsche oder angesprochen werde. Das ist bei uns ja auch in Schwabingen alles etwas ruhiger. Letztlich wäre ich durchaus definitiv nicht abgeneigt, wenn aus dem Dating eine Beziehung entsteht (lacht und nickt sich selbst zustimmend). Im Kern soll aber das Date erstmal Spaß machen.“
P JN (M) 36:
„Ich suche ganz klar eine Beziehung, und zwar außerhalb des Kontaktes zu meinen Kindern. Das soll auch langfristig so bleiben. Denn wer weiß, ich kann meinen Kids ja nicht alle zwei bis drei Jahre eine neue Partnerin vorstellen. Wird wohl jemanden bzw. eine Frau geben, die sich darauf einlässt und die mir auch gefällt. Ich bin aber auch ohne Partnerin nicht unzufrieden. Aber das sind ganz klar meine Prämissen. Heutzutage gibt es ja nichts, was es nichts gibt. Da werde ich wohl nicht so der Exot mit meiner Vorstellung sein.“
P VK (W) 22:
„Ich date niemals online. Ich spreche Typen an. Wenn sie nicht gut reagieren […] so what […] interessiert mich nicht. Dann ist das halt nicht mein Typ Mensch. Ich hatte schon viele gute Dates und eine tolle Beziehung. Aber lei-der ist das wegen des Studiums meines Exfreundes vor einem Jahr zur Trennung gekommen. Ich habe mich erstmal gesammelt, ausprobiert und jetzt hätte ich gerne wieder eine Partnerschaft. Aber nicht mit irgendwem, sondern mit Mr. Right. Genug experimentiert, ich bin bereit; und zwar für einen Mann, der im Leben steht, alleine klarkommt und vielseitig interessiert ist. So bin ich auch. Da brauche ich auch einen agilen Partner. Der darf ruhig auch ein bisschen reifer sein. Ich bin für meine 22 Jahre auch schon recht reflektiert. Vielleicht kommt das auch durch mein Psychologie-Studium (lacht). Also Traumprinzen date ich im realen Leben! Meldet euch gerne (lacht).“
Gruppe II: Diverse Datingmotivationen
Bei der Gruppe II steht eines deutlich im Fokus: Eine gute Zeit verbringen! „Jackpot wäre, jemanden zu finden, wo es für eine Beziehung passt. Dazu muss ich aber etwas empfinden. Es muss sich etwas entwickeln.“ gibt P JH (M) 42 an. Also wenn sich im Kennenlernprozess Gefühle einstellen, Raum zur Entfaltung gegeben ist, dann ist eine Beziehung vorstellbar.
Ansonsten sind sich die Personen dieser Gruppe meistens selbst genug. Sie benötigen keinen Partner zur Kompensation (stabil) oder wissen darum, dass sie sich aktuell gar nicht auf eine Beziehung einlassen können (teilweise stabil – teilweise instabil).
P ME (M) 28:
„Ich bin erstaunt, was der Second-Hand-Markt alles zu bieten hat und date mich so durch (lacht). Meine langjährige Freundin – jetzt Exfreundin – hat mich vor einem Jahr verlassen. Ich bin mittlerweile fein damit. Ich bin im Online-Dating und in Bars sowie beim Sport überall mit ausgestreckten Fühlern unterwegs. Was es doch für schöne Möglichkeiten gibt. Von Eisessen über ein Date bei einer Kinky-Party war bereits alles dabei. Mein Ziel ist es, neue und gute Erfahrungen zu sammeln. Ich bin zufrieden!“
P VK (W) 22:
„Im Urlaub date ich regelmäßig. Ich lasse mir die Städte und Gegenden von Einheimischen zeigen. Ich treffe mich immer nur an öffentlichen Orten. Sicherheit hat oberste Priorität. Was ich da schön Tolles über Orte erfahren ha-be. Und das direkt noch von einem attraktiven Gegenüber. Etwas gelaufen ist erst ein Mal. Sonst war es Kaffee, Quatschen, Sightseeing. Ich liebe es, alleine zu verreisen. Und wenn mir dann doch nach Gesellschaft ist, so kann ich mir online schnell welche organisieren. I love it!“
P KM (M) 48:
„Ich date nur die Person, die mich interessiert. Und auch immer nur eine zeit-gleich. Die habe ich dann jeweils, also meine letzte Frau und die zwei Partnerinnen danach, im normalen Kontakt, sprich beim Sport und beim Tauchen kennengelernt und dann gefragt, ob wir einmal ausgehen. Bzw. bei meiner jetzigen Freundin hat sich das einfach so ergeben, da wir beide während Corona sehr vorsichtig waren und statt zum Sport gemeinsam spazieren waren, als die Studios geschlossen haben.“
P SB (W) 42:
„Ich habe keine Lust auf dieses ganze Online-Gedöns. Das ist mir viel zu kompliziert. Ich date gerne real und zwar ohne das klassische Date. Ich liebe es Menschen bspw. auf Konzerten oder Festivals kennenzulernen und dann später im Zuge weiteren Kennenlernens Dinge gemeinsam zu unternehmen. Das kann ein gemeinsamer Sport wie Tischtennis oder Mountainbiken, lecker Essen gehen oder Musik machen sein. Ich bin seit 15 Jahren verheiratet und lebe in einer offenen Beziehung. Das ist nicht immer einfach, zumal mein Mann aktuell niemand nebenher hat. Ich date seit einem Jahr einen Mann, den ich sehr mag und mit dem ich die beschriebenen Dinge mache. Wohin das führen soll? Wir wissen es nicht. Männliche beste Freundin? Z(w)eitpartner? Hauptpartner? Alles konfus. Aber ich möchte auf dieses Daten und insbesondere auf den Kontakt mit diesem tollen Mann nicht verzichten. Also ja, ich date – aber niemals online! Ich habe kein festes Ziel. Es fühlt sich gut an, stiftet aber auch Verwirrung!“
P MG (M) 42:
„Ich will vögeln - ich will Golf spielen. Vielleicht eine Vögel-Golf-Beziehung (lacht).
Mehr kann ich mir aktuell nicht vorstellen. Das kommuniziere ich nicht sofort, gebe aber auch nichts Gegenteiliges an. Ich bin da ganz klar.“

P OW (W) 33:
Hier zeigt sich sehr deutlich der Reifungsprozess von einer instabilen zu einer stabilen und reflektierten Persönlichkeit.
„Ich habe lange online gedatet. Das war, weil ich dachte, es ist mal wieder Zeit für eine Beziehung. Ich habe lange gebraucht, bis ich meine vorletzte Bezie-hung verarbeitet hatte. Eine wirklich große Liebe. Danach kam jemand, mit dem habe ich auch zusammengelebt […] aber es war nicht die Big Love. Big Love. Wir kannten uns von früher und ich dachte, es sei eine gute Partie…eine sichere Sache für eine „erwachsene“ Beziehung mit Kinderplanung & Co. Aber die Gefühle haben nicht gereicht. Er wäre ein guter Vater und Ehemann gewesen, aber nicht DER Mann für mich. Dann habe ich Schluss gemacht. Nach einer Weile habe ich jemanden über facebook kennengelernt. Den fand ich echt heiß und es hat gut gematched. Es war aber kompliziert. Wir haben viel Zeit zusammen verbracht, dann wieder keinen Kontakt gehabt, dann wieder intensive Zeiten miteinander verbracht und das ganze on off ging eine sehr lange Zeit. Als es ernster werden sollte, stellte sich heraus, dass er mich verarscht hat. Danach hatten wir auch erst keinen Kontakt und dann wieder eine lockere Affäre. Während den off-Phasen habe ich viel getindert und auch gedatet. Mir wurde aber alles zu viel. Die Typen haben mir nicht zugesagt. Vielleicht war ich aber auch emotional besetzt von dem Typ. Ich habe alles gelöscht. Ich habe meine Männerauswahl hinterfragt und gemerkt, dass ich doch einen großen Anteil daran habe, dass ich Single bin. Ich habe an mir selbst gearbeitet und mir die Frage gestellt: Warum ziehe ich mich zurück, wenn jemand wirkliches Interesse zeigt usw. Ich habe mich viel mit meiner eignen Persönlichkeitsentwicklung beschäftigt. Ich war wieder längere Zeit alleine. Auch über die Corona Phase.
Ich habe dann entschieden, dass ich wieder Nähe zulassen muss und mich wieder bei Dating Apps angemeldet. Über die facebook Dating App habe ich jemanden kennengelernt. Ich wollte nicht direkt eine Beziehung, war aber bereit für ein kleines Abenteuer. Ich habe also ohne festen Plan einfach einmal ein Kennenlernen zugelassen. Mit vielen Höhen und heftigen Tiefen. Hier habe ich meine Männerauswahl nochmal deutlich in Frage gestellt und ein Coaching gemacht. Heute sind wir sehr closed, kennen beide unsere Probleme und gehen auch gemeinsam zum Coaching. Also alleine online zu daten bringt glaube ich niemanden weiter. Man muss sich selbst reflektieren, denn am Anfang sind Typen austauschbar und du bist eigentlich das Problem, dass du auf den total austauschbaren Dating-Partner projizierst.“

P MG (M) 42:
„Ziel des Datings ist bei mir, die Dinge, die ich alleine schon gerne mache, mit auserwählten Männern noch lieber zu machen. Ich habe mir abgewöhnt, ein festes Ziel zu verfolgen. Alle wollen eine Beziehung. Ich möchte nur, wenn ich Gefühle für eine Person habe, mit dieser in Beziehung stehen. Alle reden immer von Freundschaft plus als Terminus. Ich sag es mal so: Ich muss ja nicht befreundet sein, um mit einer Person Spaß zu haben. Ich würde sagen intime Bekanntschaft passt als Begriff besser. Das ist es, was ich beim Dating suche. Ich bin mit meinen wenigen Freunden sehr closed. Deshalb mag ich den Begriff F-Plus nicht. Aber tolle Abenteuer und Intimitäten mit einer sympathischen Person austauschen, das ist mein Dating-Ziel. Ich bin da auch nicht auf ein Geschlecht ausgerichtet, sondern grundsätzlich offen.“

5.2 Abgrenzung männlicher und weiblicher Dating-Partner im Sample
Dieses Kapitel der Studie behandelt die Phase des ersten Kennenlernens. Zunächst wird auf die theoretische Klammer aus 2 verwiesen. Zu dem Beginn der Teilnehmenden Beobachtung wurde sehr schnell innerhalb des Samples ersichtlich, dass sich die Frauen in Gegenüberstellung zu den Männern mehr (quantitativ und qualitativ) an dem Konzept der Liebe (ganzheitlicher Ansatz, bei dem die gesamte Person relevant ist) orientieren. Männer orientieren sich auch an diesem Ansatz, zudem aber auch vermehrt an dem Konstrukt von Leidenschaft bzw. Passion Amour. Das zeigte bereits das vorrangegangene Unterkapitel. Folgendes Statement steht stellvertretend für eine Häufung von Aussagen weiblicher Proband*innen des Samples bezüglich des ersten Eindrucks und der sich zuspitzenden Emotionalität als fiktives Konstrukt einer Art von „verliebt sein“ bzw. Emotionalität.
P VKMT (W) 39:
„Da habe ich mehrmals diesen Mann getroffen. Wir haben im Park ein Picknick gehabt, wir waren Essen, haben gegrillt und waren Wandern. Er hat draußen meine Hand gehalten, Zukunftspläne, was wir im Sommer unternehmen könnten, geschmiedet. Dann haben wir uns bei ihm zu Hause getroffen. Wir wurden auch intim und ja, ich bin über Nacht geblieben. Wir haben am nächsten Morgen Schokoladenkuchen und Kaffee im Bett gefrühstückt und ein Wiedersehen bei mir vereinbart. Der Sex war so ganz nice, hat mich aber nicht umgehauen. Er meinte, es sei schön und würde ja noch viel schöner, wenn man sich besser kennt. Ein paar Tage haben wir geschrieben. Dann wurde es irgendwie komisch mit seinen Antworten.
Ein paar Tage später schrieb er einfach, dass er keinen Kontakt mehr wolle. Ich habe geschrieben, dass ich mich wundere, da wir offenen Kommunikation vereinbart haben. Er schrieb, es läge an der Entfernung. Wir wohnen 45 Minuten Autofahrzeit voneinander entfernt. Ich glaube ihm kein Wort. Ich war schon ein bisschen in Love. Rückblickend und nachdem ich das Ganze einmal mit meiner Freundin reflektiert habe kann ich sagen, dass ich nicht in den Typen verliebt war, sondern in die Situation und das Romantic-Feeling. Weder Unterhaltung noch Sex waren mega.
Trotzdem habe ich ihm hinterhergeheult. Eigentlich ging es aber nur um die Zurückweisung. Bei mir entstehen immer so Vibes nach dem Sex, als gäbe es ein Kuschel-Hormon, dass dann in den Beziehungsmodus schaltet, während es die Typen dann, nach erreichtem Ziel, auf Abstand bringt. Ich habe an Menschen generell, bis ich sie näher kenne, erstmal keine Verhaltenserwartungen und mache nur das, wozu ich, ohne zu wissen was morgen passiert, genau jetzt Lust habe.“
Hier wird deutlich, dass die Statement-Geberin zunächst gar kein intensives Interesse an der Dating-Person hatte. Es wird eine gewisse Bedürftigkeit nach Anerkennung, Zuneigung und Liebe als Hypothese formuliert. Die Statement-Geberin scheint Hoffnungen und Gefühle entwickelt zu haben, ohne die Dating-Person überhaupt richtig kennengelernt zu haben. Es scheint sich um eine Projektion von Wünschen und Hoffnungen in eine - von der Probandin konstruierten Persönlichkeit – zu handeln. Das wiederum lässt die Vermutung zu, dass die Probandin mit Selbstliebe ein Problem haben kann, welche durch externe Zuneigung versucht wird zu kompensieren.
5.3 Das erste Date Setting
Innerhalb des Samples wurde deutlich, dass die Erwartungen, Ansprüche, Vorbereitungen und Gestaltungen je nach Alter divergieren. Tentativ ist fest-zuhalten, dass sowohl männlich als auch weiblich gelesene Personen im Al-ter von 18-29 Jahren rein rational ein kurzes erstes Date bevorzugen. Begründet wurde dieses darin, dass man einfach gehen kann, wenn es nicht passt, wovon einige Proband*innen vermehrt berichten. In der Praxis, so berichten insbesondere die weiblich gelesenen Personen des Samples, passen sich diese aber auch oft den Vorstellungen des Dating-Partners an - auch, wenn diese von den eigenen Präferenzen abweichen.
Bei den männlich gelesenen Personen des Samples sind Faktor Zeit und Aufwand eine relevante Größe. Diese Personengruppe möchte schnell abchecken, ob und inwiefern eine Dating-Partnerin zu den eigenen aktuellen Vorstellungen und Bedürfnissen passt. Sie haben auch des Öfteren bereits den Vorschlag gemacht, sich in den jeweiligen Wohnungen zum gemeinsamen Frühstück/Abendessen/Filmeabend/Chillen zu treffen. Oft wurde der Vorschlag zunächst skeptisch kommentiert, jedoch in mehr als 15 von 35 geschilderten Situationen konnten die männlich gelesenen Personen ihre Dating-Partnerin letztendlich doch für ihre Vorschläge gewinnen.
Die Personen innerhalb des Samples im Alter von 27-50 Jahren (auch wenige jüngere Personen) berichten unabhängig vom Geschlecht, dass nicht nur das Kennenlernen der Person, sondern auch das Ereignis an sich gleichwertige Bedeutung haben können. Auch wenn es bspw. nicht vorstellbar ist, mit der Dating-Person eine Intimität oder Beziehung einzugehen, wird der Tag gerne von Proband‘*innen genutzt, um eine schöne Aktivität zu erleben. Nicht nur die Person – sondern auch das „Event“ eines Dates – stehen hier im Interessenzentrum. In dieser Altersgruppe unterscheidet sich das Sample dahin gehend, ob schon Dating-Erfahrung besteht oder nicht. Wenn das erste Mal nach langer Zeit wieder gedatet wird, besteht zunächst ein hohes Maß an Ner-vosität.
P VK (W) 39
„Ich habe das letzte Mal gedatet, da war das Smartphone noch nicht erfunden und jetzt gibt es all diese Apps. Bisher war das mein erstes Tinder-Date und ich war zuvor sehr nervös. Letztlich habe ich mich von den geschriebenen Worten und inszenierten Bildern beeindrucken lassen. Im Verlauf des Dates hat sich meine Nervosität gelegt und ich konnte das Date genießen. Die große Liebe war es nicht, aber ich habe die Erfahrung genossen. Wir sind nach dem Kennenlern-Kaffee durch die Innenstadt gezogen, haben den Rheintower besichtigt und nicht eine Bootsfahrt gemacht. Gerne wieder, ich habe den Tag genossen!“

P VK (W) 22*
„Im Urlaub date ich regelmäßig. Ich lasse mir die Städte und Gegenden von Einheimischen zeigen. Ich treffe mich immer nur an öffentlichen Orten. Sicherheit hat oberste Priorität. Was ich da schön Tolles über Orte erfahren habe. Und das direkt noch von einem attraktiven Gegenüber. Etwas gelaufen ist erst ein Mal. Sonst war es Kaffee, Quatschen, Sightseeing. Ich liebe es, alleine zu verreisen. Und wenn mir dann doch nach Gesellschaft ist, so kann ich mir online schnell welche organisieren. I love it!“
P ME (M) 28*
„Ich bin erstaunt, was der Second-Hand-Markt alles zu bieten hat und date mich so durch (lacht). Meine langjährige Freundin – jetzt Exfreundin – hat mich vor einem Jahr verlassen. Ich bin mittlerweile fein damit. Ich bin im Online-Dating und in Bars sowie beim Sport überall mit ausgestreckten Fühlern unterwegs. Was es doch für schöne Möglichkeiten gibt. Von Eisessen über ein Date bei einer Kinky-Party war bereits alles dabei. Mein Ziel ist es, neue und gute Erfah-rungen zu sammeln. Ich bin zufrieden!“
Für das Sample kann somit zusammengefasst werden:
Junge Personen halten ihre Erwartungen konkret. Weiblich gelesene Personen haben ein kurzes Abchecken im Fokus, lassen sich aber schnell von ihrem Kurs abbringen. Männlich gelesene Personen haben auch das Abchecken im Fokus, aber auch eine klare Einsatz-Nutzen Bilanz.
Diese lautet mit möglichst wenig Aufwand ein gutes Ergebnis zu erzielen. Ob dieses Ergebnis dann das Abchecken der Datingperson oder ein möglichst intimes Date ist, variiert im Sample. Bei den Personen über 30 sind die Erwartungen nicht so explizit und auch das Ereignis Date stellt bereits ein Abenteuer da, welches aber meistens entspannt und mit Event-Charakter angegangen wird.
Während die ersten Dates bei jüngeren Personen im Sample entweder sehr kurz oder sehr intim gehalten werden, sind die Tendenzen bei der Gruppe über 25 Jahren eher dahingehend, dass das Date per se eine Art Ausflug aus dem Alltag darstellen kann. Die Ausnahme stellen hier freilich die Gruppe der „Dating‒Frustrierten“ dar:
P DG (m) 23
„Ich sage bei Dates oft, dass ich eine Beziehung suche und echt kein Bock mehr habe, alleine zu sein. Dann frage ich, ob wir uns wiedersehen, wenn sie mir so gefällt, dass ich mir was vorstellen kann. Meistens ergibt sich dann aber nichts. Es ist echt zum verrückt werden. Ich habe echt keine Lust mehr, alleine zu sein! Da macht vieles nicht so viel Spaß. Große Ansprüche habe ich nicht. Deshalb date ich online. Ich spreche nie eine Frau direkt an.“
6. Zusammenfassender Abschlussbericht:
Fallvignetten
Datingtypen
Theorie-Modell
Mittels der qualitativen Datenerhebung (Methoden-Triangulation von 1 Interview von Datingpartnern, 2 Gruppeninterview, 3 Dokumenten-analyse) und der Auswertung mittels der Methodologie und Methode der Grounded Theorie (GTM) sind aus dem Sample von 450 Proband*innen, 150 Stichproben
Das Sample wird gemäß der Theoriebildung durch GTM fortlaufend 2024 erweitert.
aus dem Segment der Dokumentenanalyse und teilnehmender Beobachtung in Gruppeninterview-Situationen folgende Ergebnisse emergiert. Anzumerken ist an dieser Stelle: Die Ergebnisse treffen zunächst aufgrund des qualitativen Ansatzes ausschließlich auf das Sample zu, wobei der mindestens tentative Charakter mit Blick auf die weitere Datenlage offensichtlich ist.
Erhebungszeitraum 2021‒2023, Alter der Proband*innen 18‒55 Jahre (Altersdurchschnitt 24 Jahre, 60% männlich/40% weiblich).
Es handelt sich um einen phänomenbezogenen Spezialdiskurs im Bereich „Dating in Zeiten von Digitalisierung, Technologisierung und Individualisierung“, welcher durch die systemtheoretische Brille betrachtet wird.
Um tiefer in die Ergebnisse eintauchen zu können empfiehlt es sich, in die Ausführungen der jeweiligen Kapitel der Studie sowie in die ausführliche Ergebnisschau in Kapitel 5 einzusehen.
Ausgangslage:
Verkürzt dargestellt geben insbesondere junge Frauen wiederholt an, dass sich Dating-Strukturen seit dem so genannten „Zeitalter des Online-Datings“ grundlegend verändert haben. Sie berichten von unverbindlichem Verhalten der Dating-Partner, dem Gefühl der Austauschbarkeit der Person, sich daraus ergebender Unsicherheit und folglich einem erhöhten Frustrationslevel und wachsender Unsicherheit.
Vgl. Kapitel aktuelle Studienlage SDEM (2024).
Die Forschungsfrage lautet wie folgt:
„Was genau ist die Veränderung und bestehende Hürde im Dating-Kommunikationsgeschehen aus der Perspektive von Individualisierung, Globalisierung und Digitalisierung bei der Partnerwahl?“
Aufgrund der Auswertung des ersten Teils der Studienergebnisse wird die Hy-pothese gebildet, dass die Möglichkeitsräume, die Online-Dating neu schafft Dating-Gewillte in zwei unterschiedliche Mind-Set-Kategorien spaltet: Es gibt die Personen, die unter dem „Code Amour“ handeln und somit die nonverbale, passions-orientierte Kommunikation als einzige Kommunikationsart avisieren.
Weiter hat Gruppe 2 „Liebe“ als ganzheitliches Phänomen (wie bspw. in Familie und Paarbeziehung präsent) strukturell inne. Bei dem „Code Amour“ (Intimbeziehung und Intimkommunikation) ist lediglich der passionsbehaftete Anteil der Person relevant (Körperlichkeit und Leidenschaft).
Bei dem „Code Liebe“ ist die Person ganzheitlich relevant mit all ihren Stärken und Schwächen. Die Codierung Liebe ist allumfassend wie in einer familiären Konstellation oder Paarbeziehung. Die Auswertungen zeigen deutlich, dass insbesondere junge Frauen diese zwei Kommunikationsformen sehr häufig verwechseln und Liebe interpretieren, wo der Fokus (zunächst) ausschließlich auf Körperlichkeit (Sex) ausgerichtet ist.
Das führt weiter zu dem Ergebnis, dass junge Frauen des Samples sich oft unverstanden, ausgenutzt, abgewiesen und minderwertig fühlen sowie von der so empfundenen Unverbindlichkeit des (meist) männlichen Gegenübers berichten. Dieses Konglomerat führt weiter dazu, dass genau diese Frauen des Samples psychischen Unsicherheiten ausgesetzt sind, welche auf diese kommunikative Schieflage, Kommunikationsverwirrungen und Fehlinterpretation nonverbaler Kommunikation, aber auch weitere Faktoren (s. weiterer Verlauf) zurückzuführen sind. Weitere Faktoren sind neben den eigenen Instabilitäten der Probandinnen bspw. die Instabilitäten der Dating-Partner in ihrer Grundstruktur oder durch Dating-Frustrationen.
Als instabil werden Persönlichkeitsmerkmal aufweisende Personen in dieser Studie definiert, die sich an die ICD 10 Störung anlehnen, jedoch noch kein pathologisches Ausmaß aufweisen müssen.
Vgl. SDEM (2024), Kapitel 5.1
Als zweites prägnantes Ergebnis ist das emergierte Haus der Typen emergiert. Grundsätzlich bestehen zwei unterschiedliche Dating-Motivationen, welche anhand ihres Dating-Interesses unterschieden werden:
  • Gruppe I: spezifische Dating-Motivation
  • Gruppe II: unspezifische Dating-Motivation
Die Proband*innen aus Gruppe I, die als klar definiertes Ziel das „Finden einer Beziehungsperson“ definiert haben, weisen im Sample deutlich mehr Ver-zweiflung/Dringlichkeit und instabile Züge auf, als die Proband*innen, die eine unspezifische Dating-Motivation artikuliert haben.
Folgendes Zitat ist stellvertretend für eine Reihe ähnlicher Statements:
P DG (M) 23
„Ich sage bei Dates oft, dass ich eine Beziehung suche und echt kein Bock mehr habe, alleine zu sein. Dann frage ich, ob wir uns wiedersehen, wenn sie mir so gefällt, dass ich mir was vorstellen kann. Meistens ergibt sich dann aber nichts. Es ist echt zum verrückt werden. Ich habe echt keine Lust mehr, alleine zu sein! Da macht vieles nicht so viel Spaß. Große Ansprüche habe ich nicht. Deshalb date ich online. Ich spreche nie eine Frau direkt an.“

Ebenfalls auf der Suche befindlich, jedoch ohne das Aufweisen offensichtlicher Instabilitäten ist

P JN (M) 36:
„Ich suche ganz klar eine Beziehung, und zwar außerhalb des Kontaktes zu meinen Kindern. Das soll auch langfristig so bleiben. Denn wer weiß, ich kann meinen Kids ja nicht alle zwei bis drei Jahre eine neue Partnerin vorstellen. Wird wohl jemanden bzw. eine Frau geben, die sich darauf einlässt und die mir auch gefällt. Ich bin aber auch ohne Partnerin nicht unzufrieden. Aber das sind ganz klar meine Prämissen. Heutzutage gibt es ja nichts, was es nichts gibt. Da werde ich wohl nicht so der Exot mit meiner Vorstellung sein.“

In der Gruppe der unspezifischen Dating-Motivationen sind wesentlich mehr stabile Persönlichkeitstypen emergiert. Exemplarisch steht hier

P ME (M) 28:
„Ich bin erstaunt, was der Second-Hand-Markt alles zu bieten hat und date mich so durch (lacht). Meine langjährige Freundin – jetzt Exfreundin – hat mich vor einem Jahr verlassen. Ich bin mittlerweile fein damit. Ich bin im Online-Dating und in Bars sowie beim Sport überall mit ausgestreckten Fühlern unterwegs. Was es doch für schöne Möglichkeiten gibt. Von Eisessen über ein Date bei einer Kinky-Party war bereits alles dabei. Mein Ziel ist es, neue und gute Erfahrungen zu sammeln. Ich bin zufrieden!“

P VK (W) 22:
„Im Urlaub date ich regelmäßig. Ich lasse mir die Städte und Gegenden von Einheimischen zeigen. Ich treffe mich immer nur an öffentlichen Orten. Sicherheit hat oberste Priorität. Was ich da schön Tolles über Orte erfahren habe. Und das direkt noch von einem attraktiven Gegenüber. Etwas gelaufen ist erst ein Mal. Sonst war es Kaffee, Quatschen, Sightseeing. Ich liebe es, alleine zu verreisen. Und wenn mir dann doch nach Gesellschaft ist, so kann ich mir online schnell welche organisieren. I love it!“

P KM (M) 48:
„Ich date nur die Person, die mich interessiert. Und auch immer nur eine zeitgleich. Die habe ich dann jeweils, also meine letzte Frau und die zwei Partnerinnen danach, im normalen Kontakt, sprich beim Sport und beim Tauchen kennengelernt und dann gefragt, ob wir einmal ausgehen. Bzw. bei meiner jetzigen Freundin hat sich das einfach so ergeben, da wir beide während Corona sehr vorsichtig waren und statt zum Sport gemeinsam spazieren waren, als die Studios geschlossen haben.“
Bis hierher zusammenfassend wird festgehalten:
  • Passion und Liebe werden häufig im Dating-Kontext bei weiblichen Probandinnen verwechselt bzw. nicht reflektiert.
  • Es bestehen sowohl bei männlich als auch bei weiblich gelesenen Personen im Sample unterschiedliche Dating-Interessen (divers/beziehungsfokussiert)
  • Es gibt unterschiedlich stabile Persönlichkeitstypen und Dating-Motivationen im Sample. Diejenigen, die dringlich eine Beziehung suchen, weisen im Sample einen höheren instabilen Faktor in der Persönlichkeitsstruktur auf. Jedoch heißt dies nicht im Umkehrschluss, dass eine Person mit Beziehungsfokus instabil sein muss.
Mit Blick auf die Forschungsfrage wurden die männlich gelesenen Personen des Samples weiter in drei verschiedenen Typen-Gruppen segmentiert und geclustert, welche sich in der Praxis auch überschneiden können. Zu lesen sind diese auch wie ein Koordinatensystem mit drei verschiedenen Achsen:
  1. Dating-Typen (4)
  2. (Horizontale) Beziehungs-Potenzial-Typen (5)
  3. (vertikale) Partnerschaftspotenzial-Typen (10)
Es wird bezüglich der Kommunikationsstruktur deutlich, dass vier verschiedene Kommunikationsarten (Gangarten des Datings, Dating-Typen) bestehen:
a) Dating Typen in der Phase des ersten Kennenlernens (4)
  • Talk the talk: Es wird erzählt, was das Gegenüber hören möchte, um das Ziel (Passion) zu erreichen. Ob und in wie fern das Gesagte der Haltung entspricht, ist nicht an Handlungen abzuleiten.
  • Walk the talk: Die verbal kommunizierten Haltungen und Dating-Visionen werden umgesetzt.
  • Creeping Commitment: Es besteht zunächst kein spezifisches Ziel, jedoch steigt das Interesse stetig in der Kennenlernphase an und wird auch entsprechend signalisiert/kommuniziert.
  • Fake Engagement: Es wird explizit bei der zu treffenden Dating-Person mit Beziehungsfokus vorgetäuscht, dass ebenfalls ein Beziehungsinteresse besteht, wobei lediglich Interesse an körperlicher Interaktion/Sex besteht (Passion/Leidenschaftsfokus statt ganzheitliches Interesse an der Dating-Person), um die Passion entsprechend ausleben zu können.
Diese Unterscheidung dient zur Reflexionsbasis.

b) Innerhalb des Theoriehauses sind fünf Beziehungs-Potenzial-Typen emergiert (Dach):

1. Instabile Einsamkeitstyp:
Dieser hält sich selbst nicht aus – Er benötigt eine Partnerschaft als Lebenssinn. Das ist jedoch nicht realistisch, da die Probleme durch Partnerschaft nicht kompensierbar sind.

2. Reflektierter Baustellentyp:
Er ist sich seiner Instabilität und seiner Ressourcen bewusst. Bearbeitet und kommuniziert diese.

3 Positiv stabiler Singletyp:
Er sucht eine Beziehung, aber keineswegs um jeden Preis.

4 Bereichernder Glückstyp:
Eine Beziehung empfindet dieser Typ als die schöne bereichernde Lebenskomponente. Wahrhaftiges Glück resultiert seines Erachtens jedoch aus dem Selbst.

5 Wählerischer Singletyp:
Gibt Freiheit und Flexibilität nur auf, wenn er/sie von einer Person absolut angetan/überzeugt ist.

c) Innerhalb des Theoriehauses sind weiter zehn Partnerschafts-Potenzial-Typen emergiert (Stockwerke).

Das Partnerschaftspotenzial zeigt sich anhand von Charakterzügen und Verhaltensweisen:
  1. Beziehungswunschtyp (s&i)
Stabile (s) & instabile (i) Typen sind möglich. Hinter den Typen in Klammern ist jeweils aufgeführt, welche psychische Stabilität (s&i) der jeweilige Typus in Reinform aufweist.
Die Aufmerksamkeitsrichtung beim Dating ist auf eine Beziehung ausgerichtet. Das Lebenswunschmodell ist das Leben in einer Partnerschaft.
P VS (W) 33
Vgl. SDEM (2024), 23
„Ich möchte gerne ankommen. Auch wünsche ich mir Kinder. Da wird es langsam Zeit. Ich merke, dass ich immer die Männer jage, die mich nicht wollen. Viele andere interessieren mich nicht und sind mir durch ihre Fürsorge einfach too much. Also date ich, um den richtigen Mann für eine feste Beziehung zu finden.
Zeigt jemand Interesse, den ich auch gut finde, drehe ich aber direkt durch. Vorher bin ich total locker. Dann bin ich angespannt, unlocker und hinterfrage sowohl mein als auch sein Verhalten. Männer lerne ich sowohl beim Ausgehen, im Urlaub als auch beim Online-Dating kennen. Ich war zuerst bei Lovoo und jetzt bei Tinder. Da ist aber auch viel Müll dabei (lacht).“
P JW (M) 47
SDEM (2024), 26
„Also in meinem Umfeld wissen alle, dass ich auf der Suche bin (lacht). Aber das nicht um jeden Preis. Ich komme gut klar, habe viele Freunde. Auch meine Kinder, die teilweise bei mir leben, binden mich zu meinem Job und den Hobbys gut ein.
Alleine alt werden möchte ich nicht. Mein Ziel beim Dating ist schon, eine Partnerin zu finden. Ich war schon bei Paarship usw. und jetzt bei Tinder. Ich glaube aber, dass die App sehr marktwirtschaftlich orientiert ist und nicht unbedingt das Ziel verfolgt, dass ich eine Partnerin finde, sondern eher, dass ich das Abo verlängere (lacht).
In einer Beziehung sind mir Optik, gemeinsame Werte und Interessen und natürlich auch Sex zu gleichen teilen wichtig. Der Weg ist das Ziel sage ich immer. Ich bin jetzt seit drei Jahren Single und date mich so durch die Angebotspalette. Beziehung ja – aber nicht um jeden Preis ist meine Dating-Devise.“
2. Sex‒orientierter Typ (s&i)
Dieser Typ signalisiert alles, was er vermutet bei seinem Gegenüber an Wünschen zu identifizieren, alleinig mit dem Fokus, Sex haben zu können. Auch bei Fake Engagement muss der Mann nicht instabil sein. Wichtig ist an dieser Stelle hervorzuheben: Es muss sich an dieser Stelle nicht um einen instabilen Typus handeln. Er kann auch einfach unaufrichtig (Beziehungs-)Interesse vortäuschen oder nichts entgegensetzten, wenn er bemerkt, dass die Dating-Person ein tieferes Interesse als das passionsorientierte verfolgt, um sein Ziel zu erreichen und ist nicht an dem Wohlergehen des Dating-Partners interes-siert. Das alleinig ist kein Zeichen von Instabilität, es kann sich auch schlicht um einen (schlechten) Charakterzug handeln!
P MG (M) 42
SDEM (2024), 30
„Ich will vögeln - ich will Golf spielen. Vielleicht eine Vögel-Golf-Beziehung (lacht). Mehr kann ich mir aktuell nicht vorstellen. Das kommuniziere ich nicht sofort, gebe aber auch nichts Gegenteiliges an. Ich bin da ganz klar.“

P IZ (M) 23
Alter, Sprachnachricht, 2,5 Minuten. Die stellt mir da zwölf verschiedene Fragen und beschwert sich dann noch, dass ich nicht alle beantworte. Ich hab die Fragen echt gezählt. Die hat doch ne Zwangsstörung. Jedes Wort wird hier sofort analysiert. Das ist komplett crazy. Du musst ja so vorsichtig sein. Ich hab jetzt so ne App, die tunet noch mal alle Texte. War jeden Cent wert (lacht). Sonst wird da nix mit Schnikselschnaksel.“
3. Zum‒Spielen‒Verabreden‒Typ (s&i)
Dieser Typ hat sein Zeil selbst nicht klar definiert und es erfolgt auch keine Zwischenstands-Abfrage des Gegenübers bezüglich der Dating-Motivation. Es wird keine Vereinbarung getroffen und keine Beziehung angestrebt! Die Handlungsmotive sind unterschiedlich: Es besteht ein großes Interesse an Aktivitäten und Sex. Die Wünsche von den Kommunikationspartnern werden ausgeblendet.
Dieser Typus zeichnet sich durch fehlende Empathie und/oder fehlendes Interesse an der Kommunikationspartner*in aus. Es kann jedoch auch eine wechselseitig schlechte Kommunikationsstruktur dafür verantwortlich sein, dass keine emotionale Verbindung entsteht. Schleichend wachsendes Interesse/Creeping Commitment bei einem engagierten Dating-Partner ist möglich.
P FM (M), 44
„Eigentlich wollte ich mit S. gar keine Beziehung. Ich fand es schön, wenn wir uns getroffen haben und auch, wenn es einmal intimer wurde. Aber irgendwie hat sie mir sehr gefehlt, als sie plötzlich weniger Zeit hatte.
Wir trafen uns weiterhin, aber nicht mehr nur zum Chillen oder Feiern. Wir führten auf einmal richtig tiefgreifende Gespräche, wo wir uns an unseren Leben teilhaben ließen. Da wuchs mein Interesse und auch mein Emotionsstand (lacht).
Jetzt sind wir bereits seit 2015 verheiratet, obwohl wir uns drei Jahre einfach als F oder F Plus definiert haben. Ich wusste schon, dass S. mich gut findet, aber erst, als sie nicht immer verfügbar war, habe ich Gefühle entwickelt. Verrückt (lacht) aber wahr!“
4. Der Zweite‒Wahl‒Favorit (s&i)
Dieser Typ zeichnet sich dadurch aus, dass er die zweitinteressanteste Dating-Person wählt, da die absolute Favoritenperson nicht interessiert ist. Das kann als pragmatisch und stabil gewertet werden. Es können jedoch im Sample auch anteilig instabile Züge der Persönlichkeit bei Probanden dieses Typus im Sample identifiziert werden.
Zudem besteht ein erhöhtes Risiko für die Dating-Person, dass der Typ sich sofort der „ersten Wahl“ zuwendet, sollte diese unerwartet Interesse zeigen. Weiter kann schlussgefolgert werden, dass das Emotionslevel bei diesem Typ, da er emotional (noch) nicht frei ist, eher auf einem Low‒Level einzustufen ist.
P AK (M), 45
"Ich bin der XY lange genug nachgelaufen, jetzt konzentriere ich mich auf neue Dates. Ich habe eine kennengelernt, die auch verbindliches Interesse zeigt. Wenn mich aber XY anrufen würde, würde ich hier alles abbrechen und sofort zu ihr fahren!“
5. Bodenständiger Realitätstyp (s)
Wenn eine Dating-Person für den Typ wirklich interessant ist und zudem auch die Rahmenbedingungen dazu beitragen, dass das Gelingen einer Beziehung wahrscheinlich ist, geht er diese bei emotional bestehendem Interesse ein. Es besteht dann ein ganzheitliches Interesse, die Person kennenzulernen und wahrzunehmen, wenn das Interesse geweckt ist und eine Wellenlänge besteht. Dieser Typus weißt eine breite Schnittmenge mit dem Alpha Typ auf und oder kann in der Praxis als Vorstufe identifiziert werden.
P JMB (M) 29
„Ich brauche niemanden an meiner Seite. Wenn mich aber eine Frau interessiert, dann auch nicht nur rein optisch oder aufgrund gemeinsamer Leidenschaften, Hobbies oder so. Da muss die gesamte Geschichte passen. Die Wellenlänge ist entscheidend. Ist die nicht da, lässt mich das heißeste Geschoss auf Dauer kalt. Ist wie Fast Food: Mal ganz nice, und man hat auch ohne Sinn ab und zu richtig Bock drauf. Aber besser fühlt man sich ja, wenn der Nachgeschmack nicht ist und man nicht bspw. nach dem Sex denkt: Boah, ich glaube echt nicht, was aus deinem Mund kommt. Eine erzählte mir von Verschwörungstheorien nach dem Sex. Wir lagen so gemütlich da, alles war entspannt und sie legte los. Ich dachte nur so: Schade, wir können uns jetzt leider nicht mehr länger kennenlernen (lacht). Aber danach habe ich eine kennengelernt, bei der passt einfach alles und ich freue mich mega, dass wir uns haben. Ich bin auch sehr daran interessiert, dass es uns gemeinsam gut geht.“
6. Zufallstyp (s&i)
Dieser Typ lässt sich schnell auf Beziehung ein! Dieser Typ ist quasi das Ge-genteil von Typ 5. Er handelt unreflektiert oder nur Hormon, Kopf- bzw. Herz-steuerung sind aktiv!
P MB (M) 46
„Meine längste Beziehung war 2 Jahre. Ich habe immer schnell wieder eine Partnerschaft, weil es sich so ergibt. Später merke ich häufig, dass es nicht passt oder meine Ex-Beziehungen haben das gesagt oder es ist nichts mehr gelaufen in der Kiste. […] Entweder ich finde, dass eine Frau total gut zu mir und meinem Leben passen würde – so rein rational (Pause) oder ich bin ein fach hin und weg, weil sie so hot ist. Egal wie, ich probiere es aus, wenn ich die Chance von der Lady erhalte.“

7. Harmonietyp (s&i)
Dieser Typ sucht in einer Beziehung das harmonische Miteinander sowohl im häuslichen Kontext (Zweierbeziehung) als auch im Umgang mit anderen im Paarmodell! Er möchte seine Partnerin zur Vervollkommnung seiner selbst an seiner Seite wissen, aber auch zuweilen in der Sample-Praxis als Prestige-Person im sozialen Gruppenkontext.
P MHD (M) 25
„Ich liebe es, mit meiner Partnerin zusammen Zeit zu verbringen. Und ich liebe es auch, gemeinsam Freunde und Familie zu besuchen. Wenn ich die Chance hätte auf ein zweites Kind, wäre das für mich die Vollendung des Glücks […] Ich bin aber auch ohne Partnerin glücklich, aber ein familiärer Typ.
P MHA (M) 47
„Wenn meine Freundin und ich auf der Straße sind, schauen die Leute. Wenn sie mit uns sprechen, sagen alle, dass wir so ein hübsches und auch harmonisches Paar sind.“
8. Um‒ und versorgender Typ (s&i)
Dieser Typ liebt das Dasein als Partner*in und „Kümmererperson“. Er beschreibt sich als harmonie-bedürftigen-Versorgertyp und gibt an, diese Aufgabe als Partner*in zu benötigen, um voll in einer Beziehung aufzugehen. Im Rahmen der Samplereflexion wird die Option sichtbar, dass dieser Typ durch seine Aufgabenübername etwas oder einen (innerpsychischen) Zustand zu kompensieren versucht. Eine Bindungserwartungssteigerung an den Partner durch Versorgen steht hier im Reflexionsfokus.
P H (M) 28
„I am a caretaker and I love it to see my darling happy. I love candles and beeing cloth. I hate lying. I will enjoy and I give my best to see my partner smyling.“
9. Alpha Typ (s)
Einig Anteile des Versorgertyps treffen häufig ebenfalls auf den Alpha Typ zu. Jedoch ist der Alphatyp auf jeden Fall als psychisch stabil, zielorientiert, realitätsbezogen und reflektiert einzustufen.
Es muss bei der Interpretation der Daten unterschieden werden, was gesellschaftlich unter „Alpha“ verstanden wird und was im Kontext dieser Studie, denn: Alpha ist nicht das, was gesellschaftlich vielmals – umgangssprächlich ausgedrückt - mit „Macho-Verhalten und aufgesetzter Fassade“ gleichgesetzt wird.
„Alpha“ ist der das Charakteristikum einer stabilen, reflektierten und selbstbewusste Person, die sich um Individuum und Gesellschaft kümmert, wenn bei dieser Person Interesse an einer Materie oder Person besteht. Als Eigenschaften stechen insbesondere - Eigenständigkeit, Kommunikationsvermögen, Aufgeschlossenheit, Unabhängigkeit und Loyalität hervor.
PR (M), 36
„Ich hab es einfach nicht gefühlt, die Frau war nett und der Sex war gut. Aber mehr Interesse hatte ich nicht. Das habe ich auch gemeldet, als sie sagte, sie will mehr. (lacht) Dann habe ich weiter gedatet und ich kenne auch meinen Marktwert. Ich habe keine Angst vor Einsamkeit. Wenn ich mich aber verbinde, dann ist es auch eine Verbindung. In Beziehung stehen heißt, sich zu verbinden und für einander da zu sein; als Gewinn – nicht als Fessel.“

10. Verheirateter Single‒Typ: (Option A, s&i)
Dieser Typ datet regelmäßig und gibt vor, Single zu sein. Häufig besteht eine Dating-Option lediglich unter der Woche und der Wohnort ist ungleich der Arbeitsort.
Unter der Woche wird am Arbeitsort gelebt und gedatet – am Wochenende kehrt dieser Typus zu seiner Familie zurück und hat meist überhaupt keinen Kontakt zu seinen Dating-Partner*innen.
PS (M) 32
„Ich habe drei Kinder, mit denen habe ich am Wochenende immer viel zu tun. Ich habe drei Leben: ein berufliches, ein privates und ein geheimes (lacht).“
Im weiteren Interview-Verlauf wird von dem Statementgebenden PS (M) 32 klar signalisiert, dass er stets eine Affäre an seinem Arbeitsort fokussiert.
10. Verheirateter Single‒Typ: Option B (i)
Im Gegensatz zu dem „Verheirateten Singletyp: Option“ ist sich dieser Typus der Verknüpfung zwischen Emotionen, Bedürfnissen und Handeln nicht direkt bewusst.
Er ist noch verheiratet oder hat mit einer Beziehung noch nicht vollends abgeschlossen, da bestimmte Sachverhalte noch nicht geklärt sind; bspw. wohnen die ehemaligen Partner*innen noch zusammen, haben finanzielle Aspekte noch nicht geregelt oder haben gemeinsame Kinder und es trotz ausgesprochener Trennung noch nicht geschafft, von der Paarebenen-Kommunikation ausschließlich auf die Elternebene zu switchen.
Dieser Typ vertritt vor sich und anderen die Ansicht, emotional frei zu sein oder möchte sich über seine letzte Beziehung „hinwegtrösten“. Es wird deutlich, dass dieser Typ sich nicht auf neue Dating-Partner einlassen kann und nach einer ersten, durchaus auch intensiven und interessierten Phase des Kennenlernens, kein Emotionsausbau von dem Typ realisierbar ist.
PJ (M) 28
„Mein Jahresziel ist die Scheidung. Dann ist das Kapitel auch einmal Geschichte. Bisher habe ich mich schon öfter längere Zeit mit Frauen getroffen, konnte mich emotional jedoch nicht öffnen. Mit meiner Ex habe ich aber abgeschlossen.“
Im Zuge dieser Studie wird das Partnerschaftspotenzial der unterschiedlichen Typen wie folgt eingestuft:
Je stabiler ein Typus ist, desto höher das Partnerschaftspotenzial, wenn auch die weibliche Dating‒Person emotionale Stabilität aufweist und wechselseitiges Interesse besteht.
Bei instabilen Typen ist die Gefahr, dass eine Beziehung glücklich verläuft schon aufgrund der Tatsache nur schlecht möglich, da die instabile Person intrapsychisch nicht ausgeglichen und somit auch nicht glücklich bzw. mit sich im Einklang ist.
Das wird jedoch als ausschlaggebender Faktor für das Gelingen einer Beziehung gewertet. Je reflektierter die typologisierte Person mit ihrer Instabilität umgeht und je geringer diese ausgeprägt ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass eine Beziehung trotz instabiler Züge eingegangen werden kann.
Abschließend sei zu dem Thema psychische Stabilität als Beziehungsbasis noch aufgeführt werden, dass ein stetiges Stabilitätswachstum aufgrund von Arbeit an der eigenen Persönlichkeit auch während der Kennenlernphase und in einer Beziehung geschehen kann. Andernfalls hätten beispielsweise hybride Konstrukte von Einzel‒ und Paartherapie in der Psychologie in diesem Kontext keine Berechtigung. Definitiv wird im Rahmen dieser Studie, aufgrund des vorliegenden Samples, der Rückschluss für eben dieses Daten‒Tablet gezogen, dass Dating‒Settings mit einem oder zwei instabilen Personen nicht in einer gesunden und ausgeglichenen Beziehung münden.
Bei dem Interesse, diese These weiter zu verfolgen kann unter den Schlagworten „Psychische Instabilität und Partnerschaft“ in eine Vielzahl an Literatur eingesehen werden.
PA (M) 1
„Ich habe keine Lust mehr ständig alleine zu sein. Ich benötige Aufmerksamkeit und Zuwendung. Nein; ich kann mir das nicht selbst geben. Ich kann und möchte nicht alleine sein. Das ist doch kein glückliches Leben.“

PB (W) 2
„Ich habe in vergangenen Beziehungen immer nur zu hören bekommen, dass ich nicht genug bin. Jetzt treffe ich mich mit einer Person, die mir das Gefühl gibt wunderbar zu sein. So habe ich mich noch nie gefühlt. Meldet sich […] jedoch nicht, dann fühle ich mich absolut lost. Das darf noch nicht vorbei sein. Mein Ego muss sich noch weiter aufladen.“

PC (M) 3
„Ich habe es so sehr gewollt, gewollt zu werden. Einfach, damit ich mich besser fühle. Die Person als solche war an dieser Stelle noch absolut austauschbar. Trotzdem fühlte ich mich sehr schlecht, als der Kontakt von ihr abgebrochen wurde.“

Als Formel für das Gelingen eines Kennenlernens kann somit genannt werden:
Wechselseitiges Interesse, bestehende Anziehung und Neugier, psychische Stabilität, transparentes Handeln (Worte und Taten stimmen überein) und eine gesettelte Lebenssituation. Ist eine der Dating-Person im ständigen Problemlösungsprozess, so besteht ebenfalls die Gefahr der Kompensation der Probleme durch eine Partnerschaft/durch exzessives Dating oder, dass sich die Personen nicht auf ein Kennenlernen fokussieren bzw. einlassen können.
PD (M), 24
„Ich befand mich gerade in einer Prüfungsphase. Wenn ich jetzt nicht reinhaue mit lernen, dann schaffe ich mein Semester nicht, dachte ich. Ich muss jetzt lernen, sonst kann ich das Studium, wenn ich die Prüfung zum dritten Mal vergeige, knicken, hämmerte es in meinem Kopf; dann bin ich raus.
Somit habe ich mich nicht mehr bei meinem Date gemeldet. Nach den Prüfungen habe ich gedacht, dass jetzt bereits so viel Zeit vergangen ist, da war das irgendwie auch ein Kapitel der Vergangenheit. Ich mochte sie schon irgendwie, aber es sollte nicht sein.“

PE (M) 38
„Nur, wenn ich mit […] zusammen Zeit verbringe und ihr alles erzählen kann, dann fühle ich mich sicher. Alleine kann ich gar keine Entscheidungen treffen. Ich konnte mich noch nie gut entscheiden. Früher habe ich Freunde oder meine Eltern gefragt.
Heute bespreche ich alles mit meiner Frau. Sie fühlt sich auch schon überlastet, mir geht es dadurch besser. Aber natürlich möchte ich keinem zur Last fallen. Ach je, es ist nicht einfach, das alles.“

Als Formel für das Gelingen eines Kennenlernens kann somit genannt werden:
Mit Blick auf die Dating-Motivation (beim ersten Date) ist noch zusammengefasst aufzuführen, dass jüngere Personen des Samples (bis 25 Jahre) das Kennenlernen der Person fokussieren und eine Gruppe männlich gelesener Personen des Samples weiter das „Nutzen-Aufwand-Prinzip als Win-win-Konzept“ verfolgen: Sie fokussieren ein schnelles Kennenlernen der Person mit entweder zeitlich geringem Aufwand und/oder mit planerisch geringem Aufwand und maximalem Grad an Intimität. Das erklärt, warum mehr als 50 Fälle bereits ein Treffen zu Hause aus ihrer Initiative heraus hatten. Weiblich gelesene Personen fokussieren ebenfalls das schnelle Kennenlernen zum Abchecken des Dating-Partners, lassen sich aber bei ihrer Ursprungsintention leicht durch den Dating-Partner vom Weg der Fokussierung abbringen. Auch wenn sich diese teilweise unwohl fühlen, bspw. einen vorgeschlagenen Dating-Ort aufzusuchen, lassen sie sich von den Dating-Partnern (mehrfach innerhalb des Samples aufzufinden) abbringen.
P UI (W), 19
„Er gab an, dass ein Treffen nur bei ihm ginge, da er zwei kleine Katzen habe, die er nicht alleine lassen kann. Generell müsse ich dazu bereit sein, immer zu ihm zu fahren. Dann würde er aber auch alles so arrangieren, wie ich es mir wünsche. Ich wünschte mir Käsekuchen und ein nettes Kaffeetrinken auf seinem Balkon, von dem er mir bereits viele Bilder geschickt hat(…).“

Abschließend wird zusammengefasst:
Es gibt Typen, die definitiv kein Partnerschaftspotenzial haben und es gibt Typen, bei denen das Partnerschaftspotenzial besteht, auch wenn die Dating-Bedingungen nicht unbedingt exponiert sind (reflektierte, teilstabile Persönlichkeitstypen).
Die Suche nach einer Beziehung ist nicht das, was jede Person im Dating-Kontext fokussiert, auch bei stabilen Persönlichkeitstypen ist das der Fall. Begründet wird dieses innerhalb des Samples mit der Vielzahl an Möglichkeiten, die sich aus Individualisierung (Normenverschiebung und erhöhte Möglichkeitsräume, Polyamorie und neue Lebensformen, ausschließliche Fokussierung auf Körperlichkeit und viele weitere Lebens- und Dating-Entwürfe, die gesellschaftliche Akzeptanz und Berechtigung erfahren) und Globalisierung in Verbindung mit Technologisierung (es können Menschen auf der ganzen Welt online mit einander in Kontakt treten und sich an einem bestimmten Ort real treffen, das sind völlig andere Bedingungen, als die der Vorgängergenerationen) ergeben.
Es stehen den Menschen exponentiell gewachsenen Dating-Optionen offen. Eben diese Optionen führen zu einer Ausdifferenzierung von gesellschaftlichen Dating-Strukturen. Es gibt nicht (mehr) das eine Dating-Ziel „Partnerschaft“, es gibt eine Vielzahl an systemischen Zieloptionen (Gewinn an Macht, Liebe, Geld, Zeit, sexueller Erfüllung, gesehen werden usw.).
Ist eine Person an einer Beziehung interessiert, so wurde der Erfolg im Sample nur dann ersichtlich, wenn die Personen psychische Stabilität aufweisen. Somit ist aus Verfassendensicht die Selbstarbeit an der Persönlichkeit und das Generieren von Zielen sowie selbst definierten Werten und Normen erforderlich.
Wie bereits die Metastudie im ersten Teil aufgezeigt hat, ist die Verunsicherung im Dating-Kontext insbesondere bei jungen Frauen sehr hoch. Diese Unsicherheit korreliert mit dem Wunsch nach einer Beziehung. Das kann für die männlichen Interviewpartner im Sample nicht zu ähnlich hoher Zahl und Intensität resümiert werden.
7. Stärken und Schwächen der Studie
Stärken:
Wie bereits bei der Darstellung der Forschungsabsicht und des Forschungsdesigns erläutert, ist es Ziel der Studie, einen ersten qualitativen Aufschlag in der Theoriebildung zum Dating-Verhalten in den 2020ern zu generieren. Dieser Versuch ist geglückt.
Das Ziel, eine eigenständige Theorie zu entwickeln, wurde, wie komprimiert das „Haus der Dating-Typen“ aufzeigt, erreicht. Die Ergebnisse sind mit den Erfahrungen der Seminare von Sunset in Paradise-Media-GmbH - nach Abschluss der Erhebungen - gegenübergestellt und reflektiert worden. Mit Blick auf handlungsempfehlende Maßnahme kann fest-gehalten werden, dass die Ergebnisse Aufschlüsse darüber geben, welche Typen von Dating-Partnern Beziehungspotenzial haben und welche begrüdeter Weise dieses eben genau nicht aufweisen. Weiter kann aus den Ergebnissen, die zu den weiblichen faden bzw. eine explizite Coachingmethode passgenau empfohlen werden.

Schwächen:
Die Teilnehmenden-Statements und Auswertungen der Teilnehmenden Beobachtungen sowie die Dokumentenanalyse lassen aufgrund des überwiegend qualitativen Designs zunächst ausschließlich Rückschlüsse für das vorliegende Sample zu. Jedoch kann, insbesondere durch die Methodentriangulation in Verbindung mit der Dokumentenanalyse, mindestens eine tentative Gültigkeit der Ergebnisse über das Sample hinaus, vermutet werden.

Perspektive:
Die Teilnehmenden-Statements und Auswertungen der Teilnehmenden Beobachtungen sowie die Dokumentenanalyse lassen aufgrund des überwiegend qualitativen Designs zunächst ausschließlich Rückschlüsse für das vorliegende Sample zu. Jedoch kann, insbesondere durch die Methodentriangulation in Verbindung mit der Dokumentenanalyse, mindestens eine tentative Gültigkeit der Ergebnisse über das Sample hinaus, vermutet werden.
8 Handlungsimplikation: Case Management
Case Management ist eine langfristig angelegte Methode im Einzelfallsetting zur Bearbeitung von Fällen mit Multiproblem-Konstellationen. Oberste Voraus-setzung ist die Mitwirkung der betroffenen Personen/Klient*innen/Kund*innen. Case Management findet über einen Zeitraum von 10-24 Monaten statt. In dieser Zeit werden - gemäß des aufgezeigten Kreislaufs - nach erfolgter Problem- und Ressourcendefinition, gemeinsam Ziele gemäß der SMART-Kriterien vereinbart.
Case Management ist eine langfristig angelegte Methode im Einzelfallsetting zur Bearbeitung von Fällen mit Multiproblem-Konstellationen. Oberste Voraus-setzung ist die Mitwirkung der betroffenen Personen/Klient*innen/Kund*innen. Case Management findet über einen Zeitraum von 10-24 Monaten statt. In dieser Zeit werden - gemäß des aufgezeigten Kreislaufs - nach erfolgter Problem- und Ressourcendefinition, gemeinsam Ziele gemäß der SMART-Kriterien vereinbart.
Aufgrund der Gegebenheitsdopplung, dass das Ziel der meisten verunsicherten Frauen das Eingehen einer stabilen Partnerschaft ist (a), aber auch die Stabilisierung der Persönlichkeit ein zu verfolgendes Ziel darstellt (b), um eine gelingende Beziehung führen zu können, ist systemisches Case Management/Coaching eine geeignete Option. Denn mit dieser Methode werden zugleich die Problem‒ und Ressourcenfelder in der individuellen Lebenswirklichkeit abgebildet, als auch weitergehend je nach Lebensbereich (Freundschaft, Familie, Arbeit, Wirtschaft, Liebe, Gesundheit, Sport usw.) systemisch bearbeitet.
Es werden Systemziele und Zeitstränge definiert. Diese Ziele werden im Rahmen von Monitoring und Reflexion/Evaluation auf Aktualität und Zielerreichung überprüft. Die individuelle intrapsychische und gesamtheitliche Konstitution, Lebenswelt und Lebenswirklichkeit (auch oder insbesondere die Dating‒Wirklichkeit) wird mit Klient*innen/Kund*innen zielführend individuell bearbeitet.
Siehe zu systemischem Case Management auch Kopp (2022).

Abbildung 2: Case Management Kreislauf
Dieser Kreislauf ist von der Verfasserin in Anlehnung an die Ausführungen von Kleve (2016a, 2016b) erstellt worden. Vgl. Kopp (2022).
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Brüsemeister, T. (2000): Qualitative Forschung, Wiesbaden
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Kelle, U./Kluge, S. (2010): Vom Einzelfall zum Typus. Fallvergleich und Fallkontrastrie-rung in der qualitativen Sozialforschung. 2. Auflage, Wiesbaden
Kleve, H. (2016a): Komplexität gestalten. Von der funktional differenzierten zur vernetz-ten Gesellschaft, in: Psychoonkologie – Bewegliche Vielfalt in starren Struktu-ren? S. 14-31
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Kopp, V. (2022): Case Management im Kommunalen Integrationsmanagement der Stadt Paderborn. Paderborn
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Luhmann, N (2022): Liebe als Passion. Zur Codierung von Liebe, 16. Auflage, Wies-baden
Luhmann, N. (1970): Soziologische Aufklärung 1. Aufsätze zur Theorie sozialer Sys-teme, Frankfurt am Main
Luhmann, N. (1983): Liebe als Passion. Zur Codierung von Intimität. 2. Auflage, Frank-furt am Main
Luhmann, N. (1984): Soziale Systeme. Grundriß einer allgemeinen Theorie, Frankfurt am Main
Luhmann, N. (1994): Wirtschaft als soziales System, in: Luhmann, N.: Soziologische Aufklärung. Aufsätze zur Theorie sozialer Systeme. Band 1. 4. Auflage, Opla-den, S. 204-231
Luhmann, N. (2005): Soziologische Aufklärung 5. Konstruktivistische Perspektiven. 3. Auflage, Wiesbaden
Mayring, P. (2002): Einführung in die Qualitative Sozialforschung. Eine Anleitung zum Denken. 5. Auflage, Weinheim und Basel
Meuser, M./Nagel, U. (2002): Das Experteninterview – Konzeptionelle Grundlagen und methodische Anlage, in: Pickel, S./Pickel, G./Lauth, H.J./ Jahn, D. (Hrsg.): Me-thoden der vergleichenden Politik- und Sozialwissenschaft. Neue Entwicklungen und Anwendungen, Wiesbaden, S. 465-479
Nohl, A. (2013): Relationale Typenbildung und Mehrebenenvergleich. Neue Wege der dokomentarischen Methode, Wiesbaden
Opitz Consulting (2016): Die vier Säulen der Digitalisierung. Referenzarchitekturen für die Herausforderung digitaler Transformation, Gummersbach
Przyborski, A./Woohlrab-Sahr, M. (2010): Qualitative Sozialforschung. Ein Arbeits-buch. 4. Vollständig überarbeitete Auflage, Oldenburg
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Strübing, J. (2014): Grounded Theory. Zur sozialtheoretischen und epistemologischen Fundierung eines pragmatischen Forschungsstils. 3. Auflage, Tübingen
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Thiersch, H. (1986): Die Erfahrung der Wirklichkeit: Perspektiven einer alltagsorientier-ten Sozialpädagogik, Weinheim
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Tinder (2023): The future of Dating 2023. Dallas, Texas.
Tinderakademie (2024): Was ist Tinder – Alles Wissenswerte rund um die erfolg-reichste Dating-App. Stand: 01.01.2024 www.tinderakademy.de
Tippelt, R. (2010): Idealtypen konstruieren und Realtypen verstehen – Merkmale der Typenbildung, in: Ecarius, J./Schäffer, B (Hrsg.): Typenbildung und Theoriege-nerierung. Methoden und Methodologien qualitativer Bildungs- und Biographie-forschung, Leverkusen, S. 115-126
Universitätsklinikum Bonn (2023): Dialektisch-Behaviorale Therapie (DTP), Bonn

Anhang: Proband*innen-Tablet
P VS (W) 33 P MD (W) 23 P DG (M) 23
P RH (M) 23 P RH (M) 28
P JW (M) 47 P LR 8W) 25 P JN (M) 36
P VK (W) 22 P JH (M)42
P ME (M9 28 P KM (M) 48
P SB (W) 42 P OW (W) 33 P MG (M) 42
P VK (W) 32 P VK MT 8W) 39
P VK (W) 39 P VK (W) 22
P ME (M) 28 P DG (M) 23
P JN (M) 36 P VS (W) 33 P ZI (M) 23
P FM (M) 44 PAK (M) 45
P JMB (M) 29 P MB (M) 46 P MHD (M) 25
P H (M) 28 P R (M) 35 PS (M) 32
PJ 8M) 28 PA (W) 2 PA (M) 1
PC 8M) 3 PD (M) 24 PE (M) 38
P UI (W) 19